Did they know it?

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Tue Feb 6 11:54:49 CST 2001


Concerning the question whether the Germans knew something about the 
Holocaust during WW II, I have something interesting for you. Sorry, it's in 
German, I hope that someone German-speaking can translate it. For myself, no 
tengo tiempo.
best
Kurt-Werner Pörtner

FWD.: Aus CONTRASTE Nr. 187:

Verdraengte deutsche Mentalitaetsgeschichte

Saul K. Padover gehoerte waehrend des Zweiten Weltkriegs
zum US-amerikanischen Office of Strategie Services
(OSS) und war Leiter eines kleinen Teams, das sofort
nach dem Vorstoss der US-Army auf reichsdeutsches Gebiet
begann, die deutsche Bevoelkerung zu befragen. Die
Interviews fanden 1944/45 zunaechst im Grossraum
Aachen, dann in Westfalen und Niedersachsen statt und
wurden mit der Kapitulation abgeschlossen. Sie dokumentieren
auf beklemmende Weise die noch von wenig
oder keiner Rationalisierung getruebte nazi-deutsche
Mentalitaet. Fast alle Befragten wussten um die deutschen
Verbrechen an Zwangsarbeitern und Juden. Die Kritik am
Fuehrer reduzierte sich auf den Vorwurf, den Krieg verloren zu
haben. Das deutsche Wesen entpuppt sich als gefuehllos und
hartherzig, zentral ist dabei ein immer wieder aufbrechendes
Selbstmitleid (das sich auch in heutigen Umbruchzeiten immer
wieder Bahn gebrochen hat).
Ein besonderes Dokument stellt das Gespraech mit dem Aachener
Bischof van der Velden dar, dessen Rechtfertigung
fuer seine Kooperation mit Massenmoerdern in dem Satz
gipfelt: "Die Kirche wollte keine Maertyrer." Padover ist
ueber die Ergebnisse seiner Feldforschung verstoert. Vor allem
vermag er nicht nachvollziehen, dass trotz der Kenntnis der
Nazi-Verbrechen und trotz der offensichtlichen
Niederlage so gut wie kein Widerstand gegen das Regime
festzustellen war. Seine Fassungslosigkeit haette sich
vielleicht noch gesteigert, wenn er auf die staatlichen
Dokumente etwa der Oberfinanzdirektion Koeln gestossen waere,
die Wolfgang Dressen in seinem Band vorstellt. Bereits
seit 1958 liegen die Materialien ueber die "Arisierung"
und die damit verbundenen "Entjudungsgewinne" vor.
Juedisches Eigentum von der Immobilie bis zu Hausrat
und Kleidung wurde im Zuge der Deportation systematisch
erfasst und versteigert, ueber jeden erzielten Pfennig-Betrag
akurat Buch gefuehrt. So fanden z.B. im August
1944 fast taeglich Versteigerungen in den Koelner Messehallen,
im Hamburger Hafen oder in vielen ostdeutschen
Staedten statt. Nach einer knappen Einleitung hat Dressen
wichtige Dokumente zur sog. "M-Aktion" zusammengestellt.
Beide Buecher dokumentieren gemeinsam ein wichtiges Stueck
immer noch und/oder schon wieder gerne verdraengter deutscher
Mentalitaetsgeschichte.

Wolfgang Hippe

Aus: Kulturpolitische Mitteilungen, Nr. 87

Saul K. Padover: Luegendetektor. Vernehmungen im besiegten
Deutschland 1944/45, Frankfurt/Main: Eichhorn
Verlag 1999, 336 S. ISBN 3-8218-4478-7, 44,90 DM

Wolfgang Dressen: Betrifft: "Aktion 3". Deutsche verwerten
juedische Nachbarn. Dokumente zur Arisierung" Berlin:
Aufbau-Verlag 1998, 256 S.



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