Pynchon and Whitsuntide
Otto
o.sell at telda.net
Sat Jul 28 08:11:46 CDT 2001
http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-wortspiel/171.html
Eine literarische Spurensuche zum Fest
Pfingsten und die Sprachverwandlung
Tom Peuckert
"Die Geschichte der Literatur ist voller Zeugnisse dafür, wie Schriftsteller
das Vertrauen in ihre Sprache verlieren. In Hugo von Hofmannsthals berühmtem
"Brief an Lord Chandos" zerfallen die Worte "im Mund wie modrige Pilze".
Vielleicht hat alle Sprachkritik im Pfingstwunder ihr Urbild. Die
Ausschüttung des Heiligen Geistes am historischen Pfingsttag, so berichtet
Lukas, versetzt die zwölf Jünger in Ekstase. Sie beginnen zu predigen "mit
anderen Zungen". Das Wunder daran: Alle Hörer, gleich welcher Herkunft und
Sprache, können ihre gelallten Laute verstehen. Die religiöse Glossolalie
ist geboren, und mit ihr der Traum von einer Verständigungsmöglichkeit
jenseits der Sprache, weit über deren kommunikative Möglichkeiten hinaus.
Die mittelalterlichen Mystiker haben auf die Wiederbelebung dieser Ursprache
gehofft, in der deutschen Romantik wird sie gesucht, in dadaistischen
Sprachdemontagen und expressionistischen Lautsymphonien soll das
Pfingstwunder erneuert werden - und noch Thomas Pynchon interpretiert die
Pfingstgeschichte als gültiges Symbol für die Kräfte des Anarchischen und
Irrationalen in der Welt."
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