mddm: the jesuit's secret societies around 1776/: a zauberer sample

lorentzen-nicklaus lorentzen-nicklaus at t-online.de
Wed Apr 10 13:15:41 CDT 2002


 + this afternoon - after 10 days of sunshine some clouds moved in - when i was 
reading the magic mountain in my balcony room, i came across passages discussing 
the twisted history of secret societies in the second half of the 18th century. 
rosenkreuzer, jesuits, freemasons & illuminaten. ("it is difficult to look for 
long at the strange single eye crowning the pyramid which is found on every 
dollar bill and not to begin to believe the story, a little." gr: 587). the 
coming sample is from the last part of the "zauberberg"'s sixth chapter.  
(anyone for the english text?) most of the following is spoken by the jesuit leo 
naphta whom tommy mann modelled after the marxist philosopher georg lukács. in 
my fischer taschenbuch edition of 1988 it's pp. 536ff. and here we go:

 "'...die idee des bundes überhaupt ist untrennbar und schon an der wurzel 
verbunden mit der des unbedingten. folglich ist sie terroristisch, das heißt: 
antiliberal. sie entlastet das individuelle gewissen und heiligt im namen des 
absoluten zweckes jedes mittel, auch das blutige, auch das verbrechen. [remember 
what weber says about the jesuits? kfl] man hat anhaltspunkte, dass auch in 
maurerlogen ehemals der bruderbund symbolisch mit blut besiegelt wurde. ein bund 
ist niemals etwas beschauliches, sondern immer und seinem wesen nach etwas in 
absolutem geiste organisatorisches [sic!]. sie wissen nicht, dass der gründer 
des illuminatenordens, der eine zeitlang mit der maurerei beinahe verschmolz, 
ein ehemaliger angehöriger der gesellschaft jesu war?'

'nein, das ist mir natürlich neu.'
      
'adam weishaupt organisierte seinen humanitären geheimbund ganz nach dem muster 
des jesuitenordens durch. er selbst war maurer, und die angesehensten 
logenmänner der zeit waren illuminaten. ich spreche von der zweiten hälfte des 
achtzehnten jahrhunderts, die settembrini nicht zögern wird, ihnen als eine zeit 
der verderbnis seiner gilde zu kennzeichnen. in wirklichkeit war sie die ihrer 
hochblüte, wie des ganzen geheimen bundeswesens überhaupt, die zeit, wo die 
maurerei wahrhaft höheres leben gewann, ein leben, von dem sie später durch 
leute vom schlage unseres menschheitsfreundes wieder gereinigt wurde, der damals 
unbedingt zu denen gehört hätte, die ihr jesuitismus und obskurantismus zum 
vorwurf machten.'

'und dafür gab es gründe?'

'ja, - wenn sie wollen. die triviale freigeisterei hatte gründe dafür. es war 
die zeit, wo unsere brüder väter den bund mit katholisch-hierarchischem leben zu 
erfüllen suchten und wo zu clermont in frankreich eine jesuitische 
freimaurerloge blühte. es war ferner die zeit, wo das rosenkreuzertum in die 
logen eindrang, - eine sehr merkwürdige bruderschaft, von der sie sich merken 
dürfen, dass sie rein rationale politisch-gesellschaftliche verbesserungs- und 
beglückungsziele mit eigentümlichen beziehungen zum geheimwissen des ostens, zu 
indischer und arabischer weisheit und magischer naturerkenntnis verband. damals 
vollzog sich die reform und berichtigung vieler freimaurerlogen im sinne der 
strikten observanz - einem ausgesprochen irrationalen und geheimnisvollen, 
magisch-alchemistischem sinn, dem die schottischen hochgrade des maurertums ihr 
dasein verdanken, - ordensrittergrade, die man der alten militärischen 
rangstufenordnung von lehrling, geselle und meister hinzufügte, 
großmeistergrade, die ins hieratische führen und von rosenkreuzerischem 
geheimwissen erfüllt waren. es handelte sich da um ein zurückgreifen auf gewisse 
geistliche ritterorden des mittelalters, die templer insbesondere, sie wissen, 
die vor dem patriarchen von jerusalem das gelübde der armut, der keuschheit und 
des gehorsams ablegten. [...] das wiedererscheinen der templer selbst bedeutet 
nichts anderes als die aufnahme solcher beziehungen [zur morgenländischen 
mystik], tatsächlich den einbruch irrationalen gärstoffes in eine ideenwelt 
vernünftig-nützlicher gesellschaftsverbesserung. dadurch gewann das maurertum 
einen neuen reiz und glanz, der den zulauf erklärt, dessen es sich damals 
erfreute. es zog sämtliche elemente an sich, die der vernünftelei des 
jahrhunderts, seiner humanen auf- und abgeklärtheit müde waren und nach 
stärkeren lebenstränken durstig. [...] die strikte observanz war gleichbedeutend 
mit einer vertiefung und erweiterung der überlieferungen des ordens, mit einer 
zurückverlegung seiner historischen ursprünge in die geheimniswelt, die 
sogenannte finsternis des mittelalters. die hochmeistergrade der logen waren 
eingeweihte der physica mystica, träger magischen naturwissens, in der 
hauptsache große alchimisten ...'

'jetzt muss ich mich aus allen kräften zu besinnen suchen, was es mit der 
alchimie im großen ganzen noch ungefähr auf sich hat. alchimie, das ist also 
goldmacherei, stein der weisen, aurum potabile ...'

'ja, populär gesprochen. etwas gelehrter gesprochen ist sie läuterung, 
stoffverwandlung und stoffveredlung, transsubstantiation, und zwar zum höheren, 
steigerung also, - der lapis philosophorum, das mann-weibliche produkt aus 
sulfur und merkur, die res bina, die zweigeschlechtliche prima materia war 
nichts weiter, nichts geringeres als das prinzip der steigerung, der 
hinauftreibung durch äußere einwirkungen, - magische pädagogik, wenn sie 
wollen.'

hans castorp schwieg. er blickte augenblinzelnd schräg empor.

'ein symbol alchimistischer transmutation', fuhr naphta fort, 'war vor allem die 
gruft.'

'das grab?'

'ja, die stätte der verwesung. sie ist der inbegriff aller hernetik, nichts 
anderes als das gefäß, die wohlverwahrte kristallretorte, worin der stoff seiner 
letzten wandlung und läuterung entgegengezwängt wird.'

''hermetik' ist gut gesagt, herr naphta. 'hermetisch', - das wort hat mir immer 
gefallen. es ist ein richtiges zauberwort mit unbestimmt weitläufigen 
assoziationen. entschuldigen sie, aber ich muss dabei immer an unsere weckgläser 
denken, die unsere hamburger hausdame - schalleen heißt sie, ohne frau und 
fräulein, einfach schalleen - in ihrer speisekammer reihenweise auf den börtern 
stehen hat, - hermetisch verschlossene gläser mit früchten und fleisch und allem 
möglichen darin. sie stehen jahr und tag, und wenn man eines aufmacht, nach 
bedarf, so ist der inhalt ganz frisch und unberührt, weder jahr noch tag hat ihm 
was anhaben können, man kann ihn genießen, wie er da ist. ...'"         

 
          of course settembrini will then offer hans castorp a 
                balancing counter-perspective ... kai +++




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