pynchon mention in grass review
lorentzen-nicklaus
lorentzen-nicklaus at t-online.de
Sat Feb 9 04:33:27 CST 2002
in today's "frankfurter allgemeine zeitung" (faz), p. 56, there's a review by
hubert spiegel on the new novella of günter grass ("im krebsgang" [in crab's
walk], göttingen 2002: steidl verlag. 224 pages, 18,- ). the book deals with
the shipwreck of the "wilhelm gustloff" on 1/30/45, when 9ooo german war
refugees, mostly women and children, died after the ship had been hit by a
torpedo fired from the soviet submarine "s 13". in his review spiegel,
connecting grass' book with the debate on "airwar & literature" w.g. sebald
(r.i.p.) had initiated a couple of years ago, works out the poetological and
political problems (are there really "german victims"?) which caused grass to
laborate with this novella, that he had modelled in his head much earlier, for
such a long time. basically the following passage from the review hints - with
german gr quote - at the fact that american writers, in particular pynchon and
vonnegut, could write about german war sufferings 30 years ago while the
leading german authors, back then, didn't want to look there, also because
the german public was not ready for this. (just for the record: i think that
uwe johnson's "jahrestage" - the first volume was published in 1970 - is a
remarkable exception here). +++ kfl *
"vor vier jahren beklagte der kürzlich verstorbene w.g. sebald. dass die
deutsche nachkriegsliteratur sich dem leid der eigenen bevölkerung verschlossen
habe. sebald sprach vom 'luftkrieg' und meinte die bombadierung deutscher
grossstädte. aber gleichviel, ob deutsche zivilisten in luftschutzkellern
verschüttet, auf den flüchtlingstrecks von russischen panzern zermalmt wurden
oder als passagiere der 'gustloff' in der ostsee ums leben kamen, die fragen
sind immer dieselben: darf es auf deutscher seite, auf der seite der täter,
opfer gegeben haben? und darf ihr leid gegenstand künstlerischer darstellung
sein?
w a s p y n c h o n u n d v o n n e g u t v o r g e m a c h t h a b e n
rasch waren listen verfertigt, die beweisen sollten, dass die von sebald
beklagte leerstelle der literaturgeschichte nie existiert habe. an nossack,
ledig, max zimmering und eberhard panitz wurde erinnert. natürlich gab es die
erwähnten bücher, doch sie blieben ungelesen. nennenswertes echo haben sie
nicht hervorgerufen, das gelang erst klemperer und kempowski. völlig übersehen
wurde damals, dass amerikanische autoren nicht zögerten, deutsche als opfer
darzustellen. kurt vonnegut, der die bombardierung dresdens als
kriegsgefangener erlebte, hat mit 'schlachthof 5' bereits 1970 einen roman
darüber geschrieben.
thomas pynchon hat in seinem grossen roman 'die enden der parabel', im original
1973 erschienen, den flüchtlingsstrom im osten beschrieben und scheute sich
nicht, 'volksdeutsche von jenseits der oder', 'polen auf der flucht vor dem
lublin-regime' und den konzentrationslagern entkommene in einem atemzug zu
nennen:'... weisse handgelenke und knöchel, die unsäglich abgezehrt aus den
gestreiften lagerkluften stechen, schritte, leicht wie die von wasservögeln auf
dem staub des binnenlands ... so sind die völkerscharen unterwegs, über offene
felder, humpelnd, gehend, schlurfend, getragen, sich schleppend, über die
schutthalde einer ordnung, einer europäischen und bürgerlichen ordnung, von der
sie noch nicht wissen, dass sie zerstört ist für immer.'
es mag gewagt sein, grass' neue novelle neben die dreissig jahre alten bücher
der amerikaner pynchon und vonnegut zu stellen, aber der vergleich zeigt
zumindest, wie unfrei selbst ein souveräner autor wie grass noch immer mit dem
thema umgeht. (...)"
More information about the Pynchon-l
mailing list