rainbow files ~ rathenau & his majesty (february 1900)
lorentzen-nicklaus
lorentzen-nicklaus at t-online.de
Sat Mar 2 07:12:05 CST 2002
"im vortrag ["elektrische alchymie"] betonte rathenau den umstand, dass es
deutsche ingenieure waren, die zum ersten mal in grossem stil eine 'epoche der
(energetischen) verwertung der wasserkräfte' in gang gebracht hatten. aspekte
der telegraphie (spezialgebiet des - im übrigen pazifistisch gesonnenen - grafen
arco) und andere unmittelbar militärisch interessante anwendungen liess er im
vortrag im hintergrund. aber die anschliessende unterhaltung mit dem kaiser geht
ganz im nationalen pathos auf. seine majestät (s.m.) war sehr angetan ('famos
mit solchen kräften rumzuwirtschaften, als ob es nichts wäre!'), und ich will
mir nicht versagen, einige passagen zu zitieren, ohne im einzelnen auf
historische kontinuitäten und diskontinuitäten zu verweisen:
s.m.: 'vor allem: weg mit dem petroleum! ausländisches produkt, in einem fort
verteuert. und solche petroleumlampe verdirbt die luft in den kleinen
wohnungen. na, und die wasserkräfte müssen wir ausbauen!in schlesien.
denken sie, die gefälle!'
w.r.: 'ja, ich weiss, dass majestät sich der sache angenommen hat. das ist ein
grosses glück für die industrie.'
nach einer kleinen persönlichen beratung (s.m.: 'sagen sie mal: ich habe so'n
paar kleine güter. soll ich nun da elektrisches licht oder azetylen einführen?')
und einer ausfürlicheren diskussion der bevorstehenden pariser weltausstellung
von 1900 (w.r.: 'überhaupt muss die ausstellung ein triumph für die deutsche
industrie werden.' - s.m.: 'wird sie auch!') kommt die rede auf die berliner
werke der a e g:
s.m.: 'na, von ihren fabriken hat mir (cecil) rhodes erzählt. der ist doch ein
abgebrühter kerl. aber darüber war er baff.'
w.r.: 'majestät, von unseren deutschen fabriken können die engländer was lernen.
die stoppeln immer eine anlage auf die andere. bei uns wird die sache
einheitlich durchdacht und projektiert. und dann: der deutsche beamte mit
seiner gewissenhaftigkeit und bescheidenheit, der immer hinter seiner
aufgabe zurücktritt.'
s.m.: 'ja, das material haben wir!'
w.r.: 'und zuletzt die organisation. da sehen wir uns den preussischen staat an
und suchen das im kleinen zu kopieren.'
s.m.: 'ja, organisation ist die hauptsache, da richten sie sich nur nach dem
staat.'
und wenig später, nachdem der kaiser scharfsinnig sich darüber gewundert hatte,
dass diese versuche [in his - advertising - lecture on 'electric alchemy',
rathenau had demonstrated some fancy electro-chemical'experiments'.kfl] so
ungefährlich erscheinen [...]:
w.r.: 'ich habe mir gedacht, wenn man mal ein paar zentner natrium gegen ein
schiff anschwimmen ließe! das stück, das ich vorhin vorführte, war nicht
grösser als eine fingerspitze.'
s.m.: 'na, probieren sie mal. können sie ja gleich bei sich machen. da auf der
spree. sprengen sie doch mal so'n paar hölzerne appelkähne in die luft.'
w.r.: 'werden's sofort versuchen, majestät.'
zum guten schluss machte der kaiser, solchermaßen angeregt, den vorschlag, im
fall einer wirtschaftlichen bedrohung durch ein von hohen schutzzöllen umgebenes
amerika (ein weiterer hinweis rathenaus)diese erfindung zu nutzen und 'die kerls
übers wasser einfach wieder zurück' zu werfen.
technische entwicklung, zumal auf dem feld der erforschung, erzeugung und
verteilung der neuen elektroenergie wurde schon damals als ein drama mit drei
hauptdarstellern gespielt: deutschland, england und amerika. im weiteren
besuchte der kaiser die werke der a e g, die in den folgenden jahrzehnten vor
allem im marinebereich fast eine monopolstellung einnehmen sollte. rathenau
selbst überwarf sich mit seinem vater und trat schon 1902 wieder aus dem
vorstand der a e g aus. in den folgejahren wendet er sich stärker handels-,
wirtschafts- und kolonialpolitischen aufgaben zu - und schreibt."
--- bernward joerges: ein zeitalter der energie.
elektrizität, elektronik und die inszenierung
von wissenschaften. pp. 217-251 (here: 223ff),
in: technik - körper der gesellschaft. ffm
1996: suhrkamp ---
light-up, and-shine, you---in-cande-scent bulb ba-bies! byron
More information about the Pynchon-l
mailing list