new study on deutsch-südwestafrika

lorentzen-nicklaus lorentzen-nicklaus at t-online.de
Sat May 25 03:03:00 CDT 2002



 udo kaulich: die geschichte der ehemaligen kolonie deutsch-südwestafrika (1884-1914). eine
 gesamtdarstellung. ffm 2001: verlag peter lang. 639 pages, 70,70 - €.

 ... from the review in today's 'frankfurter allgemeine zeitung' (page 8):

 "bismarck spielte bereits mit dem gedanken, 'das ganze land zu abandonnieren', aber 
 prestigegründe bewogen ihn, 1889 die ersten 20 deutschen soldaten, getarnt als 
 forschungsexpedition [!], in das 'schutzgebiet' zu schicken, die die deutsche herrschaft pro 
 forma wiederherstellten. trotzdem war man in berlin noch nicht bereit, nennenswerte summen in 
 die infrastrukturelle und wirtschaftliche erschließung des landes zu stecken. selbst an den 
 ausgaben für das militär wurde gespart, so dass der seit 1894 amtierende gouverneur theodor 
 leutwein bestrebt sein musste, die unterwerfung der bevölkerung auf friedlichem wege zu 
 erreichen.

 das 'system leutwein' war nach meinung des autors von vornherein zum scheitern verurteilt. 
 denn die zunehmende einwanderung von weißen siedlern führte zu immer größeren eingriffen in 
 die lebensweise und strukturen der stämme. so war es nur zwangsläufig, dass sich die herero 
 und die nama im jahr 1904 gegen die deutsche herrschaft erhoben, um den drohenden verlust 
 ihrer lebensgrundlagen und ihrer kulturellen identität noch abzuwenden, für kaulich ein 
 'verzweiflungskampf'. nur mit großem personellen und finanziellen aufwand gelang es dem 
 deutschen reich, den aufstand niederzuschlagen.

 überzeugend weist der autor nach, dass es dabei nicht nur um eine rein militärische 
 niederschlagung der erhebung ging, 'sondern vor allem auch auf die unwiderrufliche 
 ausschaltung und auflösung der stammesverbände, wobei ganz bewusst die angestrebte 
 'vernichtung' ganzer volksgruppen in kauf genommen wurde'. den überlebenden nahm das 
 gouvernement ihren gesamten besitz und degradierte sie somit zu jederzeit verfügbaren
 billigen lohnarbeitern."



kfl
 
  




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