Parabolische Leidenschaften
Otto
ottosell at yahoo.de
Fri Sep 20 09:19:54 CDT 2002
Parabolische Leidenschaften
Der 11.September und die Rakete als Fantasiekonstrukt: Interview mit Rebekka
Ladewig
Krystian Woznicki 08.01.2002
(...)
Damit rückt ins Zentrum, was sich seit den Anfängen der Pyrotechnik in China
in der Feuerwerksrakete entzündete: ein psychosoziales Moment, das in dem
erhabenen Lichtspiel ein ästhetisches Ereignis feiert. Wenn Pynchon's
Romanheld in "Gravity's Rainbow" (1973) vor jedem zerstörerischen Einschlag
einer V2-Rakete in London einen "Ständer" bekommt und der Ich-Erzähler in
Joyce's "Ulysses" (1922) angesichts der Explosion einiger Feuerwerksraketen
einen lustvollen Samenerguss genießt, so ist der signifikante Zusammenhang
zwischen der Rakete als Zerstörungswaffe und der Feuerwerksrakete als
kollektivem Ritual keineswegs nur Literaturgeschichte.
Q.: Aber tut sich hier nicht ein Widerspruch auf?
Rebekka Ladewig: Was sich hier zeigt, ist lediglich das janusköpfige
Wesen, das die Rakete seit ihren Anfängen charakterisiert. Symptomatisch ist
allerdings die Umkehrung der historischen Abfolge, die sowohl die
ästhetische Konstruktion von Welt organisiert als auch die realen
Ereignisse. Wenn der Orgasmus bei Joyce der Erektion bei Pynchon vorausgeht,
dann verkehrt sich damit die Logik auf eine ganz ähnliche Weise, wie im
perfiden Einsatz von Verkehrsmaschinen, Flugzeugen als Transportmedien also,
die an die Stelle von hochtechnologischen Waffensystemen treten.
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