V

Otto ottosell at yahoo.de
Sun Apr 11 06:19:11 CDT 2004


----- Original Message -----
From: "lorentzen-nicklaus" <lorentzen-nicklaus at t-online.de>
To: <pynchon-l at waste.org>
Sent: Thursday, April 08, 2004 5:22 PM
Subject: V


> http://www.textem.de/pynchon.0.html

"Dass sich Pynchon mit der Thematik seines Debütromans nahtlos einfügt in
den Kontext postmoderner Theorien der Simulation und Dekonstruktion, dass
mit Textverweisen auf beispielsweise Wittgenstein V. explizit auch eine
philosophische Lesart bekommt, ist mir bei allem gesagten und noch zu
sagenden durchaus bewusst. Dennoch würde eine nähere Untersuchung dieser
Zusammenhänge jenseits knapper Querverweise den Rahmen meiner als
textimmanent konzipierten Arbeit sprengen. Zudem kann eine
Kontextualisierung des Romans in das Denken postmoderner Theoretiker in
Anbetracht des Veröffentlichungsjahres, 1963, nie mehr sein, als eine
nachträgliche theoretische Bestätigung von Pynchons Einschätzungen.
Schließlich setzt der postmoderne Diskurs in der Philosophie offiziell erst
1979 mit Lyotards Schrift La condition postmoderne ein. Auch in der
Soziologie tritt der Ausdruck "postmoderne Gesellschaft" erstmals 1968, fünf
Jahre nach dem Erscheinen von V., auf . Selbst die Literaturtheorie, obwohl
paradigmatisch für die Formation des Begriffs, spricht erst ab 1959 von der
Postmoderne, wobei der Begriff hier noch überwiegend negativ besetzt ist.
Erst Mitte der 60er Jahre kommt es durch Kritiker wie Leslie Fiedler und
Susan Sontag zu einer positiven Neubewertung der Postmoderne. Mit anderen
Worten könnte am Ende einer theoretischen Kontextualisierung des Buchs nur
die Erkenntnis stehen, dass Pynchon, gemeinsam mit Romanen amerikanischer
Autoren wie etwa John Barth (The Sot-Weed Factor, 1960) oder William Gaddis
(The Recognitions, 1955), mit V. den Epochenwechsels zwischen literarischer
Moderne und Postmoderne beschrieben hat. Die drei genannten Werke sind nicht
als Reaktion auf theoretische Vorarbeit, sondern als eigenständige Romane
aufmerksam beobachtender Autoren zu werten, die mit Inhalten hantieren, die
bestenfalls parallel, meist erst in den folgenden Jahren den Weg in eine
breitere Diskussion fanden."

>From Decadence to 'Death-Struction'
Eine textimmanente Untersuchung der 'In / Animateness' in Thomas Pynchons
Roman V.
Von Gregor Kessler




More information about the Pynchon-l mailing list