Regenbogen der Schwerkraft

lorentzen-nicklaus lorentzen-nicklaus at t-online.de
Sun Jul 25 06:12:00 CDT 2004



(TITLE; Air-Terror: Rotterdam, Coventry, Dresden, Hamburg,
Hiroshima, Nagasaki, Vietnam, 9/11, Bagdad, WW III)

Aus ... Carl Schmitt: DER NOMOS DER ERDE im europäischen
Jus Publicum Europaeum [1950]. 4. Aufl., Berlin 1997:
Duncker & Humblot, pp. 297f.

".... Es ist heute nicht mehr möglich, an den traditionellen
Raumvorstellungen festzuhalten und sich den Luftraum als eine
bloße Pertinenz oder ein Ingredienz, sei es des Landes oder sei
es der See zu denken. Das wäre in einer geradezu naiven Weise 
von unten nach oben gedacht. Es wäre die Perspektive eines Betrachters, der, von der Fläche des Landes oder des Meeres aus,
in die Luft guckt und, den Kopf im Genick, von unten nach oben starrt, während der den Luftraum durcheilende Bomber seine ungeheuerliche Einwirkung von oben nach unten vollführt. Trotz der sonstigen Verschiedenheiten von Landkrieg und Seekrieg bestand in den beiden bisherigen Fällen des Krieges eine gemeinsame Ebene, und der Kampf spielte sich auch räumlich in 
der gleichen Dimension ab, in der die Kämpfenden sich auf gleicher Fläche gegenüberstanden. Der Luftraum dagegen wird eine
eigene Dimension, ein eigener Raum, der sich nicht an die flächenmäßig getrennten Ebenen von Land und Meer anschließt, sondern ihre Trennung außer Acht lässt und sich schon aus diesem Grunde als solcher von den Flächenräumen der beiden anderen Kriegsarten wesentlich unterscheidet. Der Horizont des Luftkrieges ist ein anderer als der von Land- und von Seekrieg; es ist sogar eine Frage, wie weit man beim Luftkrieg überhaupt von HORIZONT sprechen kann [!]. Die Strukturveränderung ist umso größer, als beide Flächen, die des Landes und die des Meeres, unterschiedslos der von oben nach unten erfolgenden Einwirkung aus dem Luftraum unterliegen. Der auf dem Boden des festen Landes  
befindliche Mensch aber verhält sich zu den aus der Luft von oben 
auf ihn einwirkenden Flugzeugen eher wie ein auf dem Meeresboden befindliches Lebewesen zu den Fahrzeugen an der Meeresoberfläche als wie zu seinesgleichen./ Der selbständige Luftkrieg hebt den
Zusammenhang von gewaltanwendender Macht und gewaltbetroffener Bevölkerung in einem noch weit höheren Grade auf, als das bei der 
Blockade des Seekrieges der Fall ist. Beim Bombardement aus der Luft wird die Beziehungslosigkeit des Kriegsführenden gegenüber dem Boden und der auf ihm befindlichen feindlichen Bevölkerung absolut; hier ist nicht einmal mehr ein Schatten des Zusammenhangs von Schutz und Gehorsam übrig geblieben. Im selbständigen Luftkrieg gibt es weder für die eine noch für die andere Seite eine Möglichkeit, den Zusammenhang herzustellen. Das Flugzeug kommt angeflogen und wirft seine Bomben auf den Boden ab; der Tiefflieger lässt sich zum Boden herab und steigt wieder auf; beide üben ihre Vernichtungsfunktion aus und überlassen dann sofort diesen Boden mit allem, was sich an Menschen oder Sachen darauf befindet, seinem Schicksal, d.h. den Machthabern des Bodenstaates. Ebenso wie eine Betrachtung des Verhältnisses 
von Kriegsart und Beute, zeigt auch eine Betrachtung 
des Zusammenhangs von Schutz und Gehorsam 
die absolute Entortung und damit
den reinen Vernichtungscharakter 
des modernen Luftkrieges 
.... "

KFL +

     







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