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Otto ottosell at yahoo.de
Fri Dec 2 23:20:54 CST 2005


02. Dezember 2005

LIBERALE NIEDERLANDE

Parlamentarier wollen Marihuana-Anbau legalisieren

Eine breite Mehrheit im niederländischen Parlament hat einen Plan zur 
Legalisierung des Marihuana-Anbaus vorgelegt. Die Kriminalität im Umfeld 
der Haschisch-Produktion könnte so eingedämmt werden, argumentieren sie 
- außerdem locken hohe Steuereinnahmen.

Amsterdam - In einem Testprogramm sollen die Pflanzen dem Vorschlag 
zufolge zunächst in der Nähe von Maastricht unter öffentlicher Kontrolle 
angebaut werden. Coffe-Shops, in denen die Droge legal gekauft und 
konsumiert werden kann, müssten ihre Kunden über Herkunft des 
Rauschgifts, über seine chemische Zusammensetzung und über die Gefahr 
des Konsums informieren.

Die Befürworter der Initiative wollen durch die Kontrolle des Marktes 
den Drogenschmuggel eindämmen. Denn die Herkunft der Drogen könnte so 
zurückverfolgt werden. Außerdem wäre die Legalisierung und Besteuerung 
einer ganzen Industrie möglich, deren Umsatz in den Niederlanden auf 600 
Millionen Euro geschätzt wird. Nach derzeitiger Gesetzeslage wird der 
Besitz von bis zu 30 Gramm Haschisch nicht strafrechtlich verfolgt, der 
Anbau jedoch schon. Die Pflanzen werden deswegen in unterirdischen 
Gewächshäusern gezüchtet, wobei die Marihuana-Züchter oft illegal Strom 
abzapfen und ganze Wohngegenden kriminalisieren.

Der Abgeordnete Frans Weekers von der konservativen Partei VVD 
bezeichnete die derzeit geltende Gesetzeslage als scheinheilig. "Es gibt 
Momente, in denen man sagen muss, jetzt machen wir den nächsten 
Schritt." Wenn das Pilotprojekt erfolgreich verlaufe, könne man auch in 
den Nachbarländern dafür werben. 30 Jahre nachdem man sich in den 
Niederlanden entschied, den Haschisch-Konsum zu tolerieren, liegt die 
Quote international im Mittelfeld. In Skandinavien wird weniger, in 
Großbritannien und den USA wesentlich mehr Haschisch geraucht. Weekers 
geht davon aus, dass das Projekt von einer breiten Mehrheit im 
niederländischen Parlament verabschiedet werden wird.

Die niederländische Regierung lehnt das Projekt allerdings strikt ab. 
Dem niederländischen Justizminister Piet Hein Donner zufolge verletze 
der Plan niederländische und internationale Gesetze, wie sein Sprecher 
Wibbe Alkema erklärte. Die Legalisierung könne außerdem eine Sogwirkung 
auslösen, so dass noch mehr Drogenkonsumenten aus dem Ausland in die 
Niederlande kämen, um sich mit Marihuana zu versorgen. Noch im Dezember 
steht eine Generaldebatte über die Drogenpolitik auf der Tagesordnung 
des Parlaments.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,388154,00.html

	

	
		
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