Gunter Grass Admits to Serving in Hitler's Waffen SS
Otto
ottosell at googlemail.com
Mon Aug 14 07:33:37 CDT 2006
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA befasst sich mit dem
Eingeständnis des Schriftstellers Günter Grass, Mitglied der Waffen-SS
gewesen zu sein:
"Nun hat die Wahrheit das Licht der Welt erblickt. Man darf sagen:
besser spät als nie. Es ist gut, dass Grass selbst seine Vergangenheit
aufgedeckt hat - und nicht irgendein Sensationsjournalist. Die
Tatsache der Mitgliedschaft in der Waffen- SS bedeutet zunächst einmal
nicht viel - schließlich fragte damals niemand die jungen Deutschen um
ihre Meinung. Selbst der heutige Papst Benedikt XVI. musste der
Hitlerjugend beitreten. Es verwundert jedoch, dass Grass sein
Eingeständnis über 60 Jahre lang hinauszögerte. Das beweist, wie sehr
ihn die Vergangenheit quälte", betont RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
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Dem hält die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG entgegen:
"In der Pose des selbstgewissen und von Eitelkeit nicht freien
Moralisten versucht Günter Grass noch aus seinem Schuldgeständnis ein
ästhetisch-ethisches Kapital zu schlagen. In Wahrheit wohnen wir einer
Selbstdemontage bei. Wird das Werk, das wie kein anderes die deutsche
Schuldverstrickung im Nationalsozialismus zu seinem unerschöpflichen
Thema gemacht hat, von diesem späten Bekenntnis beschädigt? Nein, denn
die Literatur folgt ihren eigenen Gesetzen, und manches aus dem
Frühwerk hat Bestand. Das lange Schweigen und die inszenierte Form des
Bekenntnisses lassen jedoch manche polemische Intervention noch
nachträglich fragwürdig erscheinen", urteilt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG
aus der Schweiz.
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Die serbische Tageszeitung POLITIKA schreibt:
"Es ist unwahrscheinlich, dass dieser ansonsten hervorragende und zur
Zeit bekannteste deutsche zeitgenössische Schriftsteller, den
Nobelpreis bekommen hätte, wenn dem Komitee bekannt gewesen wäre, dass
Günter Grass die Uniform der berüchtigten Waffen-SS getragen hat. Am
schwersten wiegt hierbei die Tatsache, dass diese moralische Ikone
Deutschlands dieses Detail bis jetzt arglistig verschwiegen hat. Denn
Grass hat immer und bei jeder passenden Gelegenheit den anderen die
Leviten gelesen", erinnert POLITIKA aus Belgrad.
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Auch für die tschechische Zeitung MLADA FRONTA DNES bleibt ein -
Zitat - "übler Beigeschmack":
"Wir können Grass glauben, dass er niemals geschossen hat und es
wunderbar finden, dass er sich selbst zu seiner Vergangenheit bekannt
hat. Und wir können auch sagen, dass man ihm schließlich nicht
verübeln kann, was er mit 17 Jahren gemacht hat. Weiter kann man der
Ansicht sein, dass zwischen Autor und Werk unterschieden werden muss.
Aber dennoch muss man Grass vorwerfen, dass er sich unerträglich spät
zu seiner SS-Vergangenheit bekannt hat. Somit muss er als Schwächling
gelten."
http://www.dradio.de/presseschau/
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