Fail better: What makes a good writer?
Otto
ottosell at googlemail.com
Tue Jan 16 05:05:15 CST 2007
A commentary on the Zadie Smith Guardian-article:
Glosse Feuilleton
Charakterfrage (15. Januar 2007)
Der Kritiker sitzt mit etlichen Schriftstellern in fröhlicher Runde
und stellt ganz harmlos folgende Frage: Sagen Sie mal, ganz ehrlich
und der Reihe nach, was halten Sie eigentlich selbst von Ihren
Büchern? Stille tritt ein, augenblicklich, eisig. Dann wacht der
Kritiker auf, reibt sich den Schlaf aus den Augen und blickt auf das
Buch, über dem er eingeschlafen war. Ein Traum, das Ganze, natürlich,
denn kein Mensch käme auf die Idee, Schriftstellern solche Fragen zu
stellen. Außer, ja außer er wäre selbst ein Schriftsteller wie zum
Beispiel Zadie Smith, die mit bislang drei Romanen zum gefeierten
Jungstar der britischen Literaturszene aufgestiegen ist. Zuletzt hat
sie zwei Akademikerfamilien aus England und Amerika aufeinander
losgelassen und ihrem Roman den Titel "Von der Schönheit" gegeben.
Jetzt bekennt sie unter der Überschrift "Scheitere schöner!" (Fail
better) in einem Essay im "Guardian", dass sie die böse Frage einer
Reihe von Kollegen per E-Mail gestellt hat. Ihr ging es dabei vor
allem um die Kriterien, mit denen Autoren ihre eigenen Werke
beurteilen. Das Ergebnis fiel offenbar recht dürftig aus, denn trotz
zugesagter Anonymität kann Zadie Smith kaum eine nennenswerte Antwort
zitieren. Also tut sie, worauf der Kritiker in der Regel auch
angewiesen ist, und beantwortet sich die eigenen Fragen selbst. Das
Ergebnis ist erstaunlich: Das wichtigste Kriterium, das für Zadie
Smith über den literarischen Wert eines Buches entscheidet, ist
Wahrhaftigkeit. Je treuer ein Autor sich in seinem Werk geblieben sei,
desto größer und bedeutender seien seine Bücher. Dass der Begriff der
Treue hier durchaus moralisch gemeint ist, zeigt der Hinweis, dass
eine falsche ästhetische Entscheidung des Autors oft eine ethische
Dimension habe, weil ihr Betrug oder Verrat an sich selbst zugrunde
liege. Gutes Schreiben, sagt Zadie Smith mit der fröhlichen
Selbstgewissheit des gefeierten Jungstars, sei eben doch auch eine
"Frage des Charakters". Dann möchte die Schriftstellerin noch wissen,
warum eigentlich so wenig über den Zusammenhang zwischen der
Persönlichkeit eines Autors und seinen literarischen Fähigkeiten
gesprochen werde. Ja, warum eigentlich? Die Antwort ist ganz einfach:
Wir reden ja auch nicht über den Zusammenhang, der womöglich zwischem
einem misslungenen Essay und der Persönlichkeit einer literarisch
talentierten jungen Autorin bestehen könnte. igl
Text: F.A.Z., 16.01.2007, Nr. 13 / Seite 31
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> >Fail better
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> >What makes a good writer? Is writing an expression of self, or, as TS
> >Eliot argued, 'an escape from personality'? Do novelists have a duty?
> >Do readers? Why are there so few truly great novels? Zadie Smith on
> >literature's legacy of honourable failure
> >
> >Saturday January 13, 2007
> >The Guardian
> >http://books.guardian.co.uk/review/story/0,,1988887,00.html
>
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