please, pass it around a bunch more times why dontcha

pynchonoid pynchonoid at yahoo.com
Thu Jan 18 10:54:43 CST 2007


Thanks, Marscalla at aol.com, for sendign this huge load
of crap around Pynchon-l yet one more time. 

Don't you folks know how to edit an email message so
you don't keep sending the same huge blocks of
gibberish around and around in the same p-list circle?
 Don't you know how to send plain text instead of
HTML? 

Guess not. Some of you don't even seem to know that
public libraries exist or what they do. 

Geez, kids nowadays! :)

And so you're willing to keep excluding Pynchon
readers who have to listen to their email and who find
it impossible to wade through this kind of garbage to
find what might actually be an interesting point
somewhere therrein.  Very inconsiderate, indeed. 

Toby - davemarc - any help will be greatly
appreciated, here's an opportunity to get involved in
a p-list project that could actually make things
better.  I'm surprised you guys have been reluctant to
help, given how vocal you can be when you think
p-listers aren't behaving correctly.  

;)



Date: Thu, 18 Jan 2007 06:15:57 EST
From: Marscalla at aol.com
Subject: Re: Unfilmable novels

- -------------------------------1169118957
Content-Type: text/plain; charset="ISO-8859-1"
Content-Transfer-Encoding: quoted-printable

A new critic of AtD in germany - the later the better
it seems - and  an ide=
a=20
for an AtD-movie, at the end of the text. director jim
jarmusch,  music tom=20
waits, that would be utopian, so the author. (sounds
more like a piece  of=20
nostalgia) But: why only 1 director, 1 musician? I
think, we need a bunch of=
 =20
them, let's say, scorsese to start with the first 50
pages, then michael man=
n, =20
and yes, greenaway would be a good idea, too. - that
would be more  appropri=
ate
mario s.
=20
=20
=20
URL: 
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_
medien/feuilleton/?em_cnt=3D1053219


Thomas Pynchon

Drogen ohne Sucht

VON HELMUT M=DCLLER-SIEVERS


Die Kinder des Anarchisten Traverse Webb machen sich
einzeln aus  den Bergen=
=20
Colorados auf, den Auftragsmord an ihrem Vater zu
r=E4chen. Die Suche  f=FCh=
rt sie=20
zwischen 1893 und den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg
nach New York,  Wien,=
=20
G=F6ttingen, Venedig, London, in den Balkan, tief in
die Steppen  Zentralasi=
ens.=20
Dabei begegnen ihnen und dem Leser Ballonfahrer,
mathematische  Doppelg=E4ng=
er,=20
englische Mystiker, Untersandboote, sprechende Berge
und lesende  Hunde, sie=
=20
m=FCssen sich mit der Mathematik der
Relativit=E4tstheorie, den Arkana  des=20=
Tarot,=20
mit Radio- und Filmarch=E4ologie und einem immensen
Arsenal von  Feuerwaffen=
=20
herumschlagen. Am Ende wird alles (einigerma=DFen) gut
.





=20
=20
Der Neue von Pynchon



Als Thomas Pynchons Roman "Against the Day" in der 
Penguin Press erschien,=20
war die Aufregung nicht nur in den USA gro=DF (FR 
23.11.06).=20

Das Buch ist allerdings so dick (1085 S., 35 Dollar),
dass  die Rezensenten=20
mit dem Lesen kaum nachkamen.=20

Helmut M=FCller Sievers,  Germanistik-Professor an der
Northwestern Universi=
ty=20
bei Chicago, hat es  geschafft - und ist begeistert.




Dass man die Handlung von Thomas Pynchons neuem Roman
Against  the Day nur s=
o=20
hilflos oder aber viel zu ausf=FChrlich wiedergeben
kann, zeugt  nicht nur v=
on=20
der L=E4nge (1085 Seiten auf =FCbrigens
wundersch=F6nem Papier) des  Werks,=20=
sondern=20
von der vollst=E4ndigen Verwobenheit der Handlung mit
ihrer  Darstellung. Di=
es=20
ist ein immer st=E4rker hervortretender Zug seines
Schreibens;  schon Mason=20=
&=20
Dixon war ohne die Neuschaffung einer merkw=FCrdig 
archaisierenden Sprache=20=
gar=20
nicht zu verstehen. Wegen dieser Tendenz zur 
Poetisierung haben sich Pyncho=
ns=20
Stammleser langsam von ihm abgewandt; f=FCr sie  waren
die fr=FChen Romane=20
Schatztruhen arkanen und politisch brisanten
technischen  Wissens gewesen, d=
as sich von=20
seiner literarischen Darstellung abl=F6sen und 
=FCberpr=FCfen lie=DF.

Neue Leser, die sich an dem Choral der hundert Stimmen
 erfreuen, die Pyncho=
n=20
in wilder Polyphonie verflicht, gibt es wohl nicht
genug.  Der Roman ist den=
n=20
auch zwiesp=E4ltig aufgenommen worden, die Rezensenten
maulten  vornehmlich=20
=FCber seine L=E4nge, =FCber die fast f=FCnfzig
Hauptfiguren und das  =FCber=
scharfe=20
geographische Detail. Das ist, um in Pynchons Bildern
zu bleiben,  als klage=
 man =FCber=20
zu viel Chateau Lafite und zu kluge und sch=F6ne 
Frauen.

Bei Pynchon, um ihn damit gleich von Kollegen wie Roth
oder  Updike=20
abzusetzen, gibt es keinen Kater, keinen =DCberdruss,
keine Altersimpotenz.=20=
 Es wird=20
unabl=E4ssig geraucht und getrunken und inhaliert,
unterbrochen nur von,  nu=
n,=20
ausgefallen choreographiertem Sex. Kein Lamento =FCber
verl=F6schende Lust i=
n  der=20
Seniorenkolonie, nur die Wut =FCber die Verworfenheit
der Kapitalisten. Drog=
en  sind=20
Gaben der Erde, damit das Leben ein wenig Glanz
bekommt, Sex eine =20
=FCberbordende Form der Kommunikation, manchmal
allerdings auch ganz sch=F6n=
 albern.  Doch=20
gibt es ebenso (auch hierin Mason & Dixon
weiterf=FChrend) Tr=E4nen,  Liebe=20=
zu=20
Kindern, Eltern und Tieren, es gibt Geburt und Tod
und, wunderbar  entfaltet=
, die=20
Freundschaft.

Nat=FCrlich ein utopischer Roman,aber das
Lesevergn=FCgen ist  real

Pynchon gestaltet das Verh=E4ltnis zwischen Frauen und
M=E4nnern nach  dem=20
Vorbild der 40er Jahre, als Lauren Bacall Bogart
fragte, ob er wisse, wie  m=
an=20
pfeift. Es ist die Tradition des cool, in der M=E4nner
von einer Aura der  E=
insamkeit=20
umgeben sind, die die Frauen als Idiotie erkennen und
sp=F6ttisch  zunichte=20
machen. Anders als Bogart konjugiert Pynchon diese
Beziehung durch alle =20
m=F6glichen homo-, hetero- und polysexuellen
Konstellationen.

Daraus  entsteht die Freundschaft. Ausgedr=FCckt wird
sie in hinrei=DFenden=20
Dialogen, deren  Lakonismus und Humor das gesprochene
Amerikanisch endlich e=
inmal=20
in seinem  ganzen Reichtum zeigt. Wie um das zu
unterstreichen, l=E4sst Pync=
hon=20
einen  Pistolenhelden aus Colorado gegen einen
d=E9cadent aus Cambridge im K=
ampf =20
um eine bezaubernde Mathematikerin antreten. Auch sie
werden Freunde, doch a=
m=20
 Ende erlegt der Engl=E4nder sich ewiges Schweigen
auf.

=DCberhaupt die  Dialoge: Pynchon hat eines der
haarigsten Probleme der=20
Romantechnik gel=F6st, wie  n=E4mlich der Stillstand
der Handlung im Dialog=20=
und umgekehrt=20
der Stillstand der  Reflexion in der Handlung
aufgehoben werden k=F6nnen. Da=
s=20
"sagte er" gibt es bei  ihm nicht mehr, oft wird man
direkt aus dem Dialog i=
n=20
den Ort oder die Zeit,  =FCber die gerade gesprochen
wird, transportiert, of=
t=20
beginnen Dialoge mitten in  den Beschreibungen, und
Leute unterbrechen sich=20
dauernd. Man wei=DF zwar so nicht  immer genau, wo man
gerade ist oder wer g=
erade=20
spricht, aber irgendwie stimmt  dann schon alles. Auch
diese Technik ist dem=
 Film=20
abgeschaut und nach einer  Weile wird sie ganz
selbstverst=E4ndlich.

So riesig das Buch auch ist und  so atemberaubend die
Darstellung des Wissen=
s=20
und der Geschichte, die Kerneinheit  von Pynchons
Dichtung ist doch der=20
Absatz. Aus Mason&Dixon hat er die  hochfrequente, im
Deutschen am ehesten a=
n=20
Kleist gemahnende Kommasetzung  =FCbernommen, ebenso
das Vertrauen, dass=20
verschachtelte S=E4tze den Leser nicht  abh=E4ngen.
W=F6rter kommen vor, an=20=
die man schon nicht=20
mehr geglaubt hat. Der  Absatz, selten l=E4nger als
eine Dreiviertelseite,=20
entwirft einen Gedanken oder  eine Beschreibung in
einem hohen Bogen, der in=
=20
lyrischen Rhythmen wieder  zur=FCckkommt, am Ende oft
das Gesagte noch einma=
l in Frage=20
stellend, oder  erh=F6hend.

Auf jeder Seite dieses Romans sprudeln Vergleiche, 
Wortkaskaden, Einsichten=
,=20
f=FCr die andere Schriftsteller kapitelweise schuften 
m=FCssen. Selbst wenn=
 es=20
in diesem Roman um nichts ginge, dieser in jeder
Hinsicht  unfassbare Reicht=
um=20
schon w=FCrde ihn - man m=F6chte mit Nietzsche sagen:
auf  ewig-rechtfertige=
n. Es=20
geht aber um etwas, n=E4mlich um die Arch=E4ologie des
ersten  Weltkriegs.



Wir sind vom Schrecken des Holocausts so verstrahlt,
dass wir  nicht mehr=20
sehen k=F6nnen, welchen Bruch im Projekt Zivilisation
diese Katastrophe =20
dargestellt hat. Krieg war bis dahin ein extremer
Ausdruck von Rationalit=
=E4t und =20
Wissenschaft gewesen, Fortsetzung der Politik eben.
Nun aber begann ein Krie=
g =20
aufgrund einer Serie von diplomatischen Pannen und
kleinlichsten =20
Partikularinteressen, und er wurde gef=FChrt von
inkompetenten und zynischen=
  Befehlshabern, die=20
eine ganze Generation M=E4nner zu opfern bereit waren,
oft  wegen weniger Me=
ter=20
Bodengewinn.

Pynchon versucht, die Faktoren zu  isolieren, die zu
diesem Kollaps=20
beigetragen haben. Dazu geh=F6ren, wie schon in 
Gravity's Rainbow, die Wiss=
enschaften,=20
die leicht korrumpierbar sind,  aber gleichzeitig die
M=F6glichkeit eines=20
Neuanfangs bergen. In Against the Day ist die
Mathematik zentral, da sie im=20=
sp=E4ten=20
19. Jahrhundert einen Zugang zu  Regionen der Mystik,
genauer: zu neuen=20
Erfahrungen von Raum und Zeit aufdeckte,  ihn aber
gleich wieder verschloss.=
 Die=20
Relativit=E4tstheorie ist f=FCr Pynchon ein  fauler
Kompromiss, der gegen di=
e=20
M=F6glichkeit des =C4thers und die Bildbarkeit der 
Zeit geschlossen wurde.=20=
Das ist=20
manchmal emphatisch, meistens aber komisch bis  albern
vorgetragen; hie und=20=
da ein=20
Blick in Wikipedia hilft zur Orientierung,  ist aber
nicht unbedingt notwend=
ig=20
zum Lesegenuss.

Der grenzenlosen  Inkompetenz europ=E4ischer Politik
steht die Habgier=20
amerikanischer Plutokraten  gegen=FCber. Wie in seinen
vorigen Romanen geht=20=
Pynchon auch=20
hier naiv davon aus,  dass der B=F6se wei=DF, dass er
b=F6se ist, wo doch no=
ch=20
jeder Stahlbaron tief  =FCberzeugt war, ein
Wohlt=E4ter der Menschheit zu se=
in. Auf=20
der anderen Seite gehen  die dynamitschmei=DFenden
Anarchisten vielleicht ei=
n=20
bisschen zu fr=F6hlich zu  Werke. Doch die
Rekonstruktion des Anarcho-Syndik=
alismus=20
und seiner sozialen  Utopien ist gerade angesichts des
blutigen Manich=E4ism=
us'=20
unserer Tage  erfrischend und beeindruckend, besonders
in der hinrei=DFenden=
=20
Beschreibung  Chicagos am Ende des 19. Jahrhunderts.

Sollte man f=FCr diesen so  vielgestaltigen Roman ein
=FCbergreifendes Thema=
=20
angeben, so w=E4re es das aller  gro=DFen
amerikanischen Romane: die Suche n=
ach=20
innerweltlicher Erl=F6sung. Kann man  ohne auf Gott,
die Verzweiflung oder d=
ie Askese=20
zu verfallen, ein Leben in aller  F=FClle f=FChren und
zufrieden sterben? Py=
nchon=20
bejaht diese Frage nicht nur in  seinen Figuren und in
seinem ungebrochenen=20
Glauben an die Heilkraft von  Sex&Drugs&Rock'n'Roll,
sondern kr=E4ftiger noc=
h in=20
der Gabe seines Romans  selbst. Drogengenuss ohne
Kater, Sex ohne schlechtes=
=20
Gewissen, Henry James (das  Sp=E4twerk) lesende Hunde:
nat=FCrlich ist dies=20=
ein=20
utopischer Roman. Doch die  Stunden seiner Lekt=FCre
sind real und real begl=
=FCckend.=20
Leider aber auch  unwiederbringlich. Die wirkliche
Utopie w=E4re die Verfilm=
ung=20
von Against the  Day. Regie: Jim Jarmusch. Musik: Tom
Waits.





[ document info ]
Copyright =A9 FR online 2007
Dokument  erstellt am 17.01.2007 um 16:48:02 Uhr
Letzte =C4nderung am 17.01.2007 um  17:07:10 Uhr
Erscheinungsdatum 18.01.2007=20




- -------------------------------1169118957
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better it seems - and=20
an idea for an AtD-movie, at the end of the text.
director jim jarmusch=
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music tom waits, that would be utopian, so the author.
(sounds more like a p=
iece=20
of nostalgia) But: why only 1 director, 1 musician? I
think, we need a bunch=
 of=20
them, let's say, scorsese to start with the first 50
pages, then michael man=
n,=20
and yes, greenaway would be a good idea, too. - that
would be more=20
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ln aus=20
den Bergen Colorados auf, den Auftragsmord an ihrem
Vater zu r=E4chen. Die S=
uche=20
f=FChrt sie zwischen 1893 und den Jahren nach dem
Ersten Weltkrieg nach New=20=
York,=20
Wien, G=F6ttingen, Venedig, London, in den Balkan,
tief in die Steppen=20
Zentralasiens. Dabei begegnen ihnen und dem Leser
Ballonfahrer, mathematisch=
e=20
Doppelg=E4nger, englische Mystiker, Untersandboote,
sprechende Berge und les=
ende=20
Hunde, sie m=FCssen sich mit der Mathematik der
Relativit=E4tstheorie, den A=
rkana=20
des Tarot, mit Radio- und Filmarch=E4ologie und einem
immensen Arsenal von=20
Feuerwaffen herumschlagen. Am Ende wird alles
(einigerma=DFen) gut .<BR><BR>=
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"Against the Day" in de=
r=20
Penguin Press erschien, war die Aufregung nicht nur in
den USA gro=DF (FR=20
23.11.06). <BR><BR>Das Buch ist allerdings so dick
(1085 S., 35 Dollar), das=
s=20
die Rezensenten mit dem Lesen kaum nachkamen.
<BR><BR>Helmut M=FCller Siever=
s,=20
Germanistik-Professor an der Northwestern University
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<DIV class=3Dtext>Dass man die Handlung von Thomas
Pynchons neuem Roman <I>A=
gainst=20
the Day</I> nur so hilflos oder aber viel zu
ausf=FChrlich wiedergeben kann,=
 zeugt=20
nicht nur von der L=E4nge (1085 Seiten auf =FCbrigens
wundersch=F6nem Papier=
) des=20
Werks, sondern von der vollst=E4ndigen Verwobenheit
der Handlung mit ihrer=20
Darstellung. Dies ist ein immer st=E4rker
hervortretender Zug seines Schreib=
ens;=20
schon <I>Mason & Dixon</I> war ohne die Neuschaffung
einer merkw=FCrdig=20
archaisierenden Sprache gar nicht zu verstehen. Wegen
dieser Tendenz zur=20
Poetisierung haben sich Pynchons Stammleser langsam
von ihm abgewandt; f=FCr=
 sie=20
waren die fr=FChen Romane Schatztruhen arkanen und
politisch brisanten techn=
ischen=20
Wissens gewesen, das sich von seiner literarischen
Darstellung abl=F6sen und=
=20
=FCberpr=FCfen lie=DF.<BR><BR>Neue Leser, die sich an
dem Choral der hundert=
 Stimmen=20
erfreuen, die Pynchon in wilder Polyphonie verflicht,
gibt es wohl nicht gen=
ug.=20
Der Roman ist denn auch zwiesp=E4ltig aufgenommen
worden, die Rezensenten ma=
ulten=20
vornehmlich =FCber seine L=E4nge, =FCber die fast
f=FCnfzig Hauptfiguren und=
 das=20
=FCberscharfe geographische Detail. Das ist, um in
Pynchons Bildern zu bleib=
en,=20
als klage man =FCber zu viel Chateau Lafite und zu
kluge und sch=F6ne=20
Frauen.<BR><BR>Bei Pynchon, um ihn damit gleich von
Kollegen wie Roth oder=20
Updike abzusetzen, gibt es keinen Kater, keinen
=DCberdruss, keine Altersimp=
otenz.=20
Es wird unabl=E4ssig geraucht und getrunken und
inhaliert, unterbrochen nur=20=
von,=20
nun, ausgefallen choreographiertem Sex. Kein Lamento
=FCber verl=F6schende L=
ust in=20
der Seniorenkolonie, nur die Wut =FCber die
Verworfenheit der Kapitalisten.=20=
Drogen=20
sind Gaben der Erde, damit das Leben ein wenig Glanz
bekommt, Sex eine=20
=FCberbordende Form der Kommunikation, manchmal
allerdings auch ganz sch=F6n=
 albern.=20
Doch gibt es ebenso (auch hierin <I>Mason & Dixon</I>
weiterf=FChrend) T=
r=E4nen,=20
Liebe zu Kindern, Eltern und Tieren, es gibt Geburt
und Tod und, wunderbar=20
entfaltet, die Freundschaft.<BR><BR>
<DIV class=3Dzt>Nat=FCrlich ein utopischer Roman,aber
das Lesevergn=FCgen is=
t=20
real</DIV><BR>Pynchon gestaltet das Verh=E4ltnis
zwischen Frauen und M=E4nne=
rn nach=20
dem Vorbild der 40er Jahre, als Lauren Bacall Bogart
fragte, ob er wisse, wi=
e=20
man pfeift. Es ist die Tradition des cool, in der
M=E4nner von einer Aura de=
r=20
Einsamkeit umgeben sind, die die Frauen als Idiotie
erkennen und sp=F6ttisch=
=20
zunichte machen. Anders als Bogart konjugiert Pynchon
diese Beziehung durch=20=
alle=20
m=F6glichen homo-, hetero- und polysexuellen
Konstellationen.<BR><BR>Daraus=20
entsteht die Freundschaft. Ausgedr=FCckt wird sie in
hinrei=DFenden Dialogen=
, deren=20
Lakonismus und Humor das gesprochene Amerikanisch
endlich einmal in seinem=20
ganzen Reichtum zeigt. Wie um das zu unterstreichen,
l=E4sst Pynchon einen=20
Pistolenhelden aus Colorado gegen einen
<I>d=E9cadent</I> aus Cambridge im K=
ampf=20
um eine bezaubernde Mathematikerin antreten. Auch sie
werden Freunde, doch a=
m=20
Ende erlegt der Engl=E4nder sich ewiges Schweigen
auf.<BR><BR>=DCberhaupt di=
e=20
Dialoge: Pynchon hat eines der haarigsten Probleme der
Romantechnik gel=F6st=
, wie=20
n=E4mlich der Stillstand der Handlung im Dialog und
umgekehrt der Stillstand=
 der=20
Reflexion in der Handlung aufgehoben werden k=F6nnen.
Das "sagte er" gibt es=
 bei=20
ihm nicht mehr, oft wird man direkt aus dem Dialog in
den Ort oder die Zeit,=
=20
=FCber die gerade gesprochen wird, transportiert, oft
beginnen Dialoge mitte=
n in=20
den Beschreibungen, und Leute unterbrechen sich
dauernd. Man wei=DF zwar so=20=
nicht=20
immer genau, wo man gerade ist oder wer gerade
spricht, aber irgendwie stimm=
t=20
dann schon alles. Auch diese Technik ist dem Film
abgeschaut und nach einer=20
Weile wird sie ganz selbstverst=E4ndlich.<BR><BR>So
riesig das Buch auch ist=
 und=20
so atemberaubend die Darstellung des Wissens und der
Geschichte, die Kernein=
heit=20
von Pynchons Dichtung ist doch der Absatz. Aus
<I>Mason&Dixon</I> hat er=
 die=20
hochfrequente, im Deutschen am ehesten an Kleist
gemahnende Kommasetzung=20
=FCbernommen, ebenso das Vertrauen, dass
verschachtelte S=E4tze den Leser ni=
cht=20
abh=E4ngen. W=F6rter kommen vor, an die man schon
nicht mehr geglaubt hat. D=
er=20
Absatz, selten l=E4nger als eine Dreiviertelseite,
entwirft einen Gedanken o=
der=20
eine Beschreibung in einem hohen Bogen, der in
lyrischen Rhythmen wieder=20
zur=FCckkommt, am Ende oft das Gesagte noch einmal in
Frage stellend, oder=20
erh=F6hend.<BR><BR>Auf jeder Seite dieses Romans
sprudeln Vergleiche,=20
Wortkaskaden, Einsichten, f=FCr die andere
Schriftsteller kapitelweise schuf=
ten=20
m=FCssen. Selbst wenn es in diesem Roman um nichts
ginge, dieser in jeder Hi=
nsicht=20
unfassbare Reichtum schon w=FCrde ihn - man m=F6chte
mit Nietzsche sagen: au=
f=20
ewig-rechtfertigen. Es geht aber um etwas, n=E4mlich
um die Arch=E4ologie de=
s ersten=20
Weltkriegs.<BR><BR></DIV><BR>
<DIV class=3Dtext>Wir sind vom Schrecken des
Holocausts so verstrahlt, dass=20=
wir=20
nicht mehr sehen k=F6nnen, welchen Bruch im Projekt
Zivilisation diese Katas=
trophe=20
dargestellt hat. Krieg war bis dahin ein extremer
Ausdruck von Rationalit=
=E4t und=20
Wissenschaft gewesen, Fortsetzung der Politik eben.
Nun aber begann ein Krie=
g=20
aufgrund einer Serie von diplomatischen Pannen und
kleinlichsten=20
Partikularinteressen, und er wurde gef=FChrt von
inkompetenten und zynischen=
=20
Befehlshabern, die eine ganze Generation M=E4nner zu
opfern bereit waren, of=
t=20
wegen weniger Meter Bodengewinn.<BR><BR>Pynchon
versucht, die Faktoren zu=20
isolieren, die zu diesem Kollaps beigetragen haben.
Dazu geh=F6ren, wie scho=
n in=20
<I>Gravity's Rainbow</I>, die Wissenschaften, die
leicht korrumpierbar sind,=
=20
aber gleichzeitig die M=F6glichkeit eines Neuanfangs
bergen. In <I>Against t=
he Day=20
</I>ist die Mathematik zentral, da sie im sp=E4ten 19.
Jahrhundert einen Zug=
ang zu=20
Regionen der Mystik, genauer: zu neuen Erfahrungen von
Raum und Zeit aufdeck=
te,=20
ihn aber gleich wieder verschloss. Die
Relativit=E4tstheorie ist f=FCr Pynch=
on ein=20
fauler Kompromiss, der gegen die M=F6glichkeit des
=C4thers und die Bildbark=
eit der=20
Zeit geschlossen wurde. Das ist manchmal emphatisch,
meistens aber komisch b=
is=20
albern vorgetragen; hie und da ein Blick in Wikipedia
hilft zur Orientierung=
,=20
ist aber nicht unbedingt notwendig zum
Lesegenuss.<BR><BR>Der grenzenlosen=20
Inkompetenz europ=E4ischer Politik steht die Habgier
amerikanischer Plutokra=
ten=20
gegen=FCber. Wie in seinen vorigen Romanen geht
Pynchon auch hier naiv davon=
 aus,=20
dass der B=F6se wei=DF, dass er b=F6se ist, wo doch
noch jeder Stahlbaron ti=
ef=20
=FCberzeugt war, ein Wohlt=E4ter der Menschheit zu
sein. Auf der anderen Sei=
te gehen=20
die dynamitschmei=DFenden Anarchisten vielleicht ein
bisschen zu fr=F6hlich=20=
zu=20
Werke. Doch die Rekonstruktion des
Anarcho-Syndikalismus und seiner sozialen=
=20
Utopien ist gerade angesichts des blutigen
Manich=E4ismus' unserer Tage=20
erfrischend und beeindruckend, besonders in der
hinrei=DFenden Beschreibung=20
Chicagos am Ende des 19. Jahrhunderts.<BR><BR>Sollte
man f=FCr diesen so=20
vielgestaltigen Roman ein =FCbergreifendes Thema
angeben, so w=E4re es das a=
ller=20
gro=DFen amerikanischen Romane: die Suche nach
innerweltlicher Erl=F6sung. K=
ann man=20
ohne auf Gott, die Verzweiflung oder die Askese zu
verfallen, ein Leben in a=
ller=20
F=FClle f=FChren und zufrieden sterben? Pynchon bejaht
diese Frage nicht nur=
 in=20
seinen Figuren und in seinem ungebrochenen Glauben an
die Heilkraft von=20
Sex&Drugs&Rock'n'Roll, sondern kr=E4ftiger noch in der
Gabe seines R=
omans=20
selbst. Drogengenuss ohne Kater, Sex ohne schlechtes
Gewissen, Henry James (=
das=20
Sp=E4twerk) lesende Hunde: nat=FCrlich ist dies ein
utopischer Roman. Doch d=
ie=20
Stunden seiner Lekt=FCre sind real und real
begl=FCckend. Leider aber auch=20
unwiederbringlich. Die wirkliche Utopie w=E4re die
Verfilmung von <I>Against=
 the=20
Day</I>. Regie: Jim Jarmusch. Musik: Tom Waits.<BR
clear=3Dall></DIV>
<DIV></DIV><BR><BR>
<DIV class=3Ddi><BR>[ document info ]<BR>Copyright =A9
FR online 2007<BR>Dok=
ument=20
erstellt am 17.01.2007 um 16:48:02 Uhr<BR>Letzte
=C4nderung am 17.01.2007 um=
=20
17:07:10 Uhr<BR>Erscheinungsdatum 18.01.2007
<BR></DIV></DIV>
<DIV> </DIV></FONT></BODY></HTML>

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Doug here again -- can  YOU see how unnecessary and
offputting this crap might be to your fellow online
interlocutors?  OK, no problem, I'll keep reminding
you until you get it. ;)

>http://pynchonoid.org
>>"everything connects"


 
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