REZENSION: Die Versteigerung von No. 36
Otto
ottosell at googlemail.com
Sat Dec 12 00:03:16 CST 2009
Nach Ernst-Reuter-Platz, Gropiusstadt und Hauptbahnhof/Lehrter Bahnhof
nimmt sich das junge Theaterkollektiv copy & waste in seiner fünften
Produktion das Kotti zum Ausgangspunkt seiner Erforschung urbaner
Visionen. Spielort ist diesmal das WestGermany, eine entkernte frühere
Arztpraxis, jetzt trashige Bar, gefliest bis unter die aufgebrochene
Gipskartondecke, mit Blick aufs NKZ. Das Stück erzählt von einem
anderen morbiden Kotti: 2029 ist es tot, zu Ende gentrifiziert von
Hipster-Monokulturen, sein Testament muss vollstreckt werden. Aber was
soll hier passieren? Was ist hier passiert? Die Zeitreise führt in die
Geschichte, von den Plänen Friedrichs des Großen für das feuchte
Ödland über die Instandbesetzer der 80er und zurück in die Zukunft.
Jörg Albrechts Text, angelehnt an Thomas Pynchons Roman „Die
Versteigerung von No. 49“, ist eine hochkomplexe assoziative Wucherung
voller Sprachwitz, die vier Schauspieler mit Pollesch-mäßigem Tempo
und Lust am darstellerischen Dickauftragen von sich schleudern. Auch
wenn man die multiplen, immer wieder gekappten Erzählstränge nur
bruchstückhaft zu fassen kriegt, ist es ein elektrisierender Abend.
Das Nachdenken darüber, welche Stadt wir wollen, wird zum sinnlichen
Erlebnis. Nora-Henriette Friedel
14.+15.12., 21 Uhr, WestGermany. Regie: Steffen Klewar; mit Janna
Horstmann, Sebastian Straub, Sebastian Thiers. Eintritt 8 Euro
http://www.zitty.de/kultur-buehne/52707/
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