Stalinorgel

Otto Sell o.sell at telda.net
Mon Nov 6 11:43:47 CST 2000


from:
http://www.nzz.ch/2000/10/17/fb/page-article6SQ0O.html

Ästhetisches Freischärlertum
Mit seiner analytischen Schärfe und erzählerischen Radikalität in der
Darstellung des Schreckens schliesst Ledig zu ästhetischen Freischärlern wie
John Hawkes, Thomas Pynchon undClaude Simon auf, die das Erzählen von
Geschichte in einheits- und zusammenhangsorientierten Formen und damit in
Kategorien desSinns löschen, das Geschehen ins Phantasmagorische verwandeln
und, anders freilich als Ledig,die Irrationalität in die Psyche des
Erzählers verlegen. So wird der Geschichte ihre Geschichtenförmigkeit
abgesprochen, die Geschichtserzählung in der Selbstaufhebung wird zu einem
Akt erzählerischen Widerstands. Dabei kommt es, namentlich bei Pynchon, zu
erzählten Dialektiken der Aufklärung.

Die mit Sorgfalt geschriebenen Nachworte von Volker Hage und Florian Radvan
beantworten die Frage des Lesers nach Person und Leben eines Autors, der
alles in seiner Macht Stehende tat, um eine Randfigur der
Literaturgeschichte zu bleiben. Das freilich hat seine Trilogie verhindert,
zu der als dritter der 1957 erschienene Roman «Faustrecht» gehört.

Gert Ledig: Stalinorgel. Roman. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2000. 229
S., Fr. 26.-.






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