read and going to read
Otto
ottosell at yahoo.de
Wed Jun 30 01:23:12 CDT 2004
----- Original Message -----
From: "Joel Katz" <mittelwerk at hotmail.com>
To: <pynchon-l at waste.org>
Sent: Monday, June 21, 2004 8:51 PM
Subject: Re: read and going to read
> completely insipid review. the novel is hilarious, real satire.
> and the content is so confrontationally real relative to the
> other shit that passes for lit today, that houellebecq doesn't
> have to overwrite, he's in the zone
> and he knows it. only a nance would not feel engaged by this
> novel--or a reactionary. isn't the guardian a gay paper, anyway?
> this buchan guy probably went to eton or something.
> he's probably a tory ped who craves the lash.
>
>
> >
> >Did you read this?
> >
> >The sum of private parts
> >James Buchan finds that Platform, Michel Houellebecq's controversial
> >critique of European culture, doesn't quite add up
> >Saturday September 7, 2002, The Guardian
> >http://books.guardian.co.uk/reviews/generalfiction/0,6121,786807,00.html
> >
I've read "Platform" over the last weekend and I have to agree that the
review isn't good. It doesn't do justice to the novel, which I like more
than "Extension du domaine de la lutte" (haven't read "Atomised" yet).
Sorry this is in German but it's a much better review (from Austria) which
points to Houellebecq's criticism of the new neo-liberal world-order. I can
only recommend "Platform" -- it's highly controversial:
"Michel Houellebecq ist nämlich nicht nur einer der kunstfertigsten
Schriftsteller unserer Zeit, sondern auch ein großer Moralist und genialer
Ironiker.
Wie Bernhard im Kontext des "Heldenplatz"-Skandals versteht Houellebecq es,
durch recht einfache Mittel zu demonstrieren, dass die sozialen Missstände,
die er in seinen Büchern diagnostiziert und kritisiert, nicht etwa einer
verqueren Sicht der Welt entspringen, sondern die Gegenwart bestimmen und
durchdringen. Anders gesagt: Der Zirkus um Houellebecqs Bücher macht in
aller Konsequenz deutlich, dass unsere Gesellschaft tatsächlich derartig
konsumorientiert, medienmanipuliert und - in ökonomischer Hinsicht -
amerikanisiert ist, wie es "Plattform" so subtil wie drastisch beschreibt.
(...)
Houellebecq schärft unsere Aufmerksamkeit für dieses wie selbstverständliche
Nebeneinander von heiler Wohlstandswelt und dem Überlebenskampf der
Ausgeschlossenen: "Wir legten (während der Geschäftsbesprechung) eine kurze
Pause ein, um zu Mittag zu essen. Zur gleichen Zeit schlugen zwei
Jugendliche aus der Cité des Courtilières einer Frau in den Sechzigern mit
einem Baseballschläger den Schädel ein. Als Vorspeise nahm ich Makrelen in
Weißweinsauße." In solch ungeschminkter Darstellung der als normal
erachteten, tatsächlich aber skandalösen Zustände unserer Gesellschaft liegt
die eigentliche Obszönität des Romans von Houellebecq begründet, nicht in
dem Umstand, dass bei diesem Business-Treffen Pläne für Feriensiedlungen mit
angeschlossenen Bordellen in Ländern mit ärmlicher Bevölkerung gemacht
werden.
Denn das ist schließlich nur konsequent im Sinne des Neoliberalismus
gedacht. Die Liebe ist verkommen zu einer Ware wie jede andere auch.
Houellebecqs Buch liefert genügend Material, sich - völlig zu Recht
natürlich - über das Schicksal von jungen Mädchen zu empören, die aus
finanzieller Not ihren Körper an ausländische Touristen verkaufen müssen.
Doch solche Betroffenheit erspart in der Regel, die ökonomischen und
politischen Gründe für die Armut in den betroffenen Ländern zu hinterfragen.
Diejenigen "Gutmenschen", die sich im Roman wie in der Realität moralisch
entrüsten, sind dieselben, die ohne Gewissensbisse hohe Summen für
Polohemden von Lacoste, Turnschuhe von Nike, Handtaschen von Vuitton und
andere Markenartikel bezahlen. Produkte, die in wirtschaftlich
benachteiligten Ländern unter oft rechtswidrigen Zuständen wie Kinderarbeit
oder Missachtung des Mindestlohns in kasernenartigen Fabriken entstehen,
fernab von den sonnigen Stränden, an denen sich die erholungssüchtigen
Touristen "tunneln".
Es sind unter anderem solche Einsichten, die der Roman von Houellebecq
eröffnet. Doch dazu muss man ihn erst lesen, nicht nur darüber reden. Denn
Buch wie Autor wollen provozieren, um uns zum Nachdenken zu bringen. Und das
ist doch letztlich der Sinn von Literatur."
http://www.wienerzeitung.at/frameless/buch.htm?ID=10773
Back to Franzen.
Otto
More information about the Pynchon-l
mailing list