ATD: Ein Monsterpuzzle mit dem Geist der Marx Brothers
Otto
ottosell at googlemail.com
Mon Jan 22 05:53:30 CST 2007
In my opinion:
not worth the click!
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Donnerstag 18. Januar 2007,
Ein Monsterpuzzle mit dem Geist der Marx Brothers
Neun Jahre mussten Thomas Pynchons Fans auf ein Lebenszeichen des
Kultschriftstellers warten. Jetzt liegt es - vorerst nur auf Englisch
- vor.
1085 Seiten lang, mit gut über 100 Charakteren und unendlichen
Handlungssträngen. «Against the Day» ist Pynchons fünftes Werk, sein
längstes, und eigentlich nicht ein Roman, sondern wenigstens drei in
einem Band. Für US-Literaten, viele Kritiker und die eingeschworene
Fangemeinde des 69-jährigen US-Amerikaners ist es «das Buch des
Jahres». Doch einige Rezensenten äussern auch Zweifel: «Against the
Day» lasse den Tiefgang bisheriger Pynchon-Werke vermissen. «Ein
aufgeblasenes Monsterpuzzle», schimpfte die «New York Times» entnervt
und sprach dem neuen Pynchon Originalität ab. Das Buch lese sich, als
habe ein Fan des Meisters, eifrig, aber erfolglos, seinen Stil
kopiert. Fest steht, dass der oft mit Faulkner verglichene Autor zu
dem Vorwurf nicht Stellung beziehen wird. Pynchon, einer der
wichtigsten Schriftsteller der Gegenwartsliteratur, lebt seit mehr als
50 Jahren inkognito, wahrscheinlich irgendwo in New York.
Der grosse Unbekannte
Niemand weiss, wie er zurzeit aussieht: Er hat sich seit 1963 nicht
mehr fotografieren lassen, lehnt alle Kontakte mit Presse und
Fernsehen ab. Seine Identität hält Pynchon unter Verschluss.Da die
sonst üblichen Buchvorstellungen und Lesungen entfallen, setzte der
US-Verlag Penguin Press die spektakuläre Neuerscheinung ohne weitere
Ankündigung in seinen Katalog. Aber die Nachricht vom nächsten Pynchon
verbreitete sich wie ein Lauffeuer. «Against the Day» spielt in der
Zeit zwischen der Weltausstellung in Chicago im Jahr 1893 und dem Ende
des Ersten Weltkriegs.
New York, Sibirien, Mexiko
Zu den Helden des Buches gehört der Anarchist, Bombenleger und
Bergarbeiter Web Traverse, dessen drei Söhne ausziehen, die Welt zu
entdecken. Schauplätze sind New York, London, Göttingen, Venedig,
Wien, Sibirien und Mexiko. In seiner Kurzbeschreibung zählt Pynchon
«Ballonfahrer, Glücksspieler, Tycoons, Drogenenthusiasten,
Unschuldige, Dekadente, verrückte Wissenschaftler und Psychoten» als
Protagonisten auf. J. F. Kennedys Bekenntnis «Ich bin ein Berliner»
fehlt im enzyklopädischen Buch ebenso wenig wie der Bezug zum 11.
September 2001. Die «Washington Post» las den Geist der Marx Brothers.
Der «Time»-Kritiker fragte sich, was am Ende herausgekommen sei.
Pynchon beschreibe Gegenstände mit Worten, die sonst kein anderer
Schriftsteller finde, schwärmte das «Wall Street Journal». Pynchon
wurde 1937 unweit von New York geboren. Von der Kritik gefeiert wurde
bereits sein Debüt «V.» (1963). Schon da zeigten sich Pynchons
Grundthemen: Angst vor der undurchschaubaren, modernen Wirklichkeit
und die Suche nach einer möglichen Ordnung für den Einzelnen im
Wirrwarr der Geschichte. (sda)
Schaffhauser Nachrichten, 18. Januar 2007
http://www.shn.ch/pages/archivartikel.cfm?id=192421
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