GR-related: The Sociology of Space Travel
Kai Frederik Lorentzen
lorentzen at hotmail.de
Fri Feb 20 04:29:58 CST 2015
"There is no problem steering him onto the subject of the Rocket---'I
think of the A4,' sez he, 'as baby Jesus, with endless committees of
Herods out to destroy it in its infancy---Prussians, some of whom in
their innermost hearts still felt artillery to be a dangerous
innovation. If you'd been out there ... inside the first minute, you
saw, you grew docile under its ... it really did possess a Max Weber
charisma ... some joyful---and /deeply/ irrational---force the State
bureaucracy could never routinize, against which it could not prevail
... they did resist it, but they also allowed it to happen." (Gravity's
Rainbow, p. 464)
From a review of a contribution to Joachim Fischer & Dierk Spreen
(Hrsg.), „Soziologie der Weltraumfahrt“, Transcript Verlag, Bielefeld
2014. While Schmitt explicitly spoke up against space travel on the
radio in the 1950s because social order is, in his understanding,
dependent on locatable borders that can be defended, and while Lewis
Mumford, in 1977, dissed space rockets as "pyramids with
air-conditioning systems," the theory of social systems by Niklas
Luhmann, with its emphasis on an a-topical world-society not fixed on
strict political borders, might even have been inspired by the pictures
of Earth taken from space by the astronauts ... Luhmann's theory is
beautiful - perhaps the most beautiful post-Hegelian theory of all -,
but it is, well, a theory that doesn't help us much today.
> ... Einige Jahre später und ebenfalls zunächst im Radio äußerte sich
der streitbare Staatsrechtler und politische Philosoph Carl Schmitt zur
Raumfahrt. Bis zum Start des Sputniks waren es nun nur noch zweieinhalb
Jahre. Doch hatte Plessner sich gegenüber der Raumfahrt noch ambivalent
geäußert, so war sie in Schmitts Augen reines Teufelszeug.
Warum, das beleuchtet Dierk Spreen in einem der Beiträge zu besagtem
Band. Schmitt bekämpfte die Raumfahrt demnach, weil ihm bereits die
Seefahrt als ein problematisches Phänomen erschienen war, über das er
einmal schrieb: „Das feste Land gehört einem Dutzend souveräner Staaten,
das Meer gehört niemandem oder allen oder in Wirklichkeit schließlich
nur einem: England.
Wer ,Menschheit´ sagt, will betrügen
Dahinter steht bei Schmitt aber keine spätwilhelminische Kränkung,
jedenfalls nicht nur, sondern seine politische Theorie: Soziale Ordnung
sei nämlich auf verortbare und verteidigbare Grenzen angewiesen. Die
würden vollends abhandenkommen, käme es - nach der technischen
Beherrschung der See und des Luftraums - nun zu einer „dritten
Raumrevolution“, wie Spreen sie nennt. Solchermaßen entgrenzte Völker
wären dann nur noch Menschheit. Doch, wie Schmitt auch einmal schrieb,
„wer Menschheit sagt, will betrügen“.
Die Verheißungen des Weltraums waren indes auch Sozialforschern suspekt,
die Schmitts Weltbild ansonsten fernstanden, etwa Lewis Mumford, der
1977, gegen Ende in der besonders raumfahrtpessimistischen
Post-Apollo-Ära, Weltraumraketen als „Pyramiden mit Klimaanlagen“
verspottete.
Luhmann vs. Schmitt
Folgt man Spreen, so gibt es aber einen prominenten Soziologen, dessen
Denken geeignet scheint, sich dem Phänomen Raumfahrt zu nähern: Niklas
Luhmann mit seiner Beschreibung des Entstehens einer atopischen
Weltgesellschaft, in der weder Kommunikation noch Interaktion noch
überhaupt die sozialen Strukturen vieler Bereiche sich um politische
Grenzen scherten. Dies steht in denkbar größtem Kontrast zu dem, was
sich Carl Schmitt unter einer sinnvollen Ordnung der sozialen Welt
vorgestellt hatte. Doch das ist die Pointe im Fall der Raumfahrt:
Sowenig hier die realen Möglichkeiten zu Schmitt passen, so gut passen
sie zu Luhmann.
Aber warum passen sie? Der Frankfurter Soziologe Gerhard Wagner hatte
einmal die Ansicht vertreten, die Raumfahrt selbst habe die Luhmannsche
Weltgesellschaft überhaupt erst plausibel gemacht, und zwar durch die
Bilder, die Raumfahrer und Satelliten von der ganzen Erde in der
Schwärze des Weltalls gemacht hatten ... <
http://www.faz.net/aktuell/wissen/weltraum/soziale-systeme-totale-entortung-13429143.html
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