NP - Cat Person

Kai Frederik Lorentzen lorentzen at hotmail.de
Tue Dec 12 06:23:28 CST 2017


> Do men and women read The Scarlet Letter differently? Moby Dick? Pynchon? Should they? <

Too long to translate but very funny so here's the original (the male protagonist, who loves Moby-Dick,  thinks that there are only "good and bad books" and that it shouldn't matter by whom they were written, while his girlfriend emphasizes a gender perspective and absolutely hates the novel which she thinks to contain merely repressed male sexuality and which she associates with porn: Hanna calls it "disgusting", "inane" and - summing things up - "trivial crap"):

" ... Ich prahlte damit, dass 'Moby Dick' eines meiner Lieblingsbücher sei. Als sie Moby Dick hörte, ließ sie sich vornüber auf die Tischplatte in den verwischten Zucker falllen, richtete sich wieder auf, Zuckerkristalle auf der Stirn und der eingedrückten Nase, und rief: 'Na bravo, das musste ja früher oder später kommen!' Sie fand das Buch widerlich und nannte es eine präpotente Männerallmachtsphantasie. Das Meer sei das Weibliche, so Hanna, auf dem diese riesige weiße Vagina ihr Unwesen triebe. Eine schwimmende, bewegliche, nicht verfügbare Riesenmuschi sei dieser Wal. 'Und Kapitän Ahab', rief sie zornig und schwenkte ihr Glas, 'fährt über alle sieben Weltmeere, um dieser Sekrete in den Himmel spritzenden Walmöse seinen Harpunenschwanz reinzurammen.' Wir küssten uns. Den Beginn des nächsten Satzes sprach sie noch in meine Mundhöhle hinein. 'Und warum? Um sich zu rächen? Ein Schiff voller verwegener Männer, die monatelang keinen Geschlechtsverkehr hatten und an nichts anderes denken, als ihre Harpunen in etwas Großes, Nasses zu stoßen, das nur selten auftaucht! Dieses Buch ist so verklemmt, so voller verkappter Anspielungen. Zum einen ist da dieses Atemloch des Wales, zum anderen hat Ahab, diese arme Wurst, sich ein Loch ins Oberdeck bohren lassen, damit er bei Sturm sein Holzbein reinstecken kann und nicht umkippt. Um seine offensichtliche Impotenz zu kompensieren, penetriert er sein eigenes Schiff mit diesem für ihn maßgeschneiderten Holzbeindildo. Wie krank ist das denn?'
   Als ich lachte, wurde Hanna wütend. Sie beschimpfte mich regelrecht, rief, dass ein Buch, in dem ständig Männer brüllen 'Da bläst er!', der letzte lächerliche Dreck sei. 'Das klingt doch voll nach Porno. Hat jemand vielleicht den Hauptdarsteller gesehen? Wo ist eigentlich Gregory Peck? Na hinten. Was macht er denn schon wieder hinten? Da bläst er! Und allein schon dieser Titel: 'Moby Dick'! Du weißt, was das bedeutet, oder? Richtig übersetzt müsste das Buch 'Moby Schwanz' heißen. Alles in diesem Buch ist sexuell konnotiert. Niemals hätte das eine Frau schreiben können. Das ist Männerliteratur, par excellence! Merde banale!' Ich mocht es, wenn sie in Rage geriet, eloquent, brillant und obszön war.
   'Hanna, das ist eines der tollsten Bücher, die je geschrieben wurden. Allein was man da über den Walfang erfährt. Ich finde dieses Gerede über Männer- und Frauenliteratur komplett lächerlich. Es gibt gute und schlechte Bücher, ist doch egal, wer sie geschrieben hat!' 'Lächerlich? Hast du gerade lächerlich gesagt? Tausend Seiten hat dieses Buch! Tausend Seiten über einen weißen Fisch!' Da machte ich einen Fehler und platzierte die gängigste aller Besserwissereien wie aus einem Reflex heraus in ihren Aufruhr hinein. 'Ein Wal ist kein Fisch.' Sie verstummte mit offenem Mund und mir war sofort klar, dass sie an diesem Abend kein einziges Wort mehr mit mir wechseln würde.
   Hanna riss ihren Trenchcoat von der Sessellehne  und rief der Kellnerin zu: 'Ich will zahlen!' Die Bedienung kam und fragte: 'Getrennt oder zusammen?' Hanna fuhr sie an: 'Was geht dich denn das an, du blöde Kuh, ob wir getrennt sind oder zusammen. Wir wissen das doch selbst nicht so genau.' Sie warf mit großer Geste einen Geldschein auf den Tisch und schwankte, ohne mir noch einen versöhnlichen Blick zu schenken, aus dem Lokal. Wie immer auf und davon." <

Joachim Meyerhoff: Die Zweisamkeit der Einzelgänger (Alle Toten fliegen hoch Teil 4). Köln 2017: Kiepenheuer & Witsch, pp. 99-101.

https://en.wikipedia.org/wiki/Joachim_Meyerhoff


Am 12.12.2017 um 11:07 schrieb Mark Kohut:
First New Yorker story to go viral since The Lottery? The history of that story is fascinating and the virality of this one shows
some of the same "problems".

So, one of my first responses is WHY should men react differently than women?...
It is about a man and a woman; mostly, since she narrates, about the woman.
Isn't that all of us?

Fiction, even with rich ambiguity, exists independently of gender-perspective, no?

Do men and women read The Scarlet Letter differently? Moby Dick? Pynchon? Should they?

So, differing reactions is a sociological thing, yes, and not any real kind of judgment?

I'm easy. Just let me know that The New Yorker chose it and it hit home to many and I say it is a first-rate story.
Lemme explicate.....

(He ducks)





On Mon, Dec 11, 2017 at 2:46 PM, Laura Kelber <laurakelber at gmail.com<mailto:laurakelber at gmail.com>> wrote:
A very astute, well-written, dead-on accurate rendering of thoughts and feelings that most women who've dated have experienced, more or less. But that very accuracy renders it less memorable. I gather that men experience this story in a different way?

Laura

On Mon, Dec 11, 2017 at 6:53 AM, Mark Kohut <mark.kohut at gmail.com<mailto:mark.kohut at gmail.com>> wrote:
Reminds --in immediate diverse responses, including the will-never-die
confusion of fiction with non-fiction by many readers--of Shirley
Jackson's
New Yorker story, The Lottery.

John is so right about it being some kind of cultural symbol as well
as a short story. I love 'is shit...

Sent from my iPhone

> On Dec 11, 2017, at 3:07 AM, John Bailey <sundayjb at gmail.com<mailto:sundayjb at gmail.com>> wrote:
>
> If you've heard anything about this New Yorker short story (or if you
> haven't) it's worth reading now before you develop too many
> preconceptions. I've never seen a piece of fiction trend on Twitter,
> inspire memes, and turn social media into a place for passionate
> literary debate from both pro- and anti- camps. I certainly
> flip-flopped many times while reading it myself, but I think it's very
> helpful to go in without knowing what to expect. You'll hear people
> talking about it soon.
> https://www.newyorker.com/magazine/2017/12/11/cat-person
> -
> Pynchon-l / http://www.waste.org/mail/?list=pynchon-l
-
Pynchon-l / http://www.waste.org/mail/?list=pynchon-l



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