GR radio play review
Kai Frederik Lorentzen
lorentzen at hotmail.de
Thu Jul 9 10:33:45 UTC 2020
& also regarding the German translation.
A new one is needed, the sound doesn't work (anymore).
https://twitter.com/TiniDo/status/1251515430142914560
"Das Grundproblem der ganzen #GravitysRainbow
<https://twitter.com/hashtag/GravitysRainbow?src=hashtag_click>#DieEndenDerParabel
<https://twitter.com/hashtag/DieEndenDerParabel?src=hashtag_click>Hörspielprojektes
ist die Übersetzung von Elfriede Jelinek, die in 8 von 10 Fällen nicht
nur haarscharf am Ton des Originals vorbeigeht. Das Buch müsste echt mal
komplett neu übersetzt werden."
Am 27.04.20 um 13:28 schrieb Kai Frederik Lorentzen:
>
> Valid criticism. Especially regarding the voices ...
> -------------------------------------------
>
> Christina Dongowski:
>
> + ... Buhlert macht aus Pynchons Romanmonster, in dem man
> vorwarnungslos von der Erörterung der philosophischen Implikationen
> der Poisson-Verteilung in lustig-obszöne Soldatenlieder zur
> Sterbeszene einer in Mittelbau Dora für die Wunderwaffe zu Tode
> gearbeiteten Zwangsarbeiterin getrieben wird, ein „Paranoia-Drug-Sex
> Road Movie-Hörspiel“. So beschreibt es die Website, die der SWR 2 dem
> Mammutprojekt eingerichtet hat. Und das trifft es ganz gut: Buhlert
> streicht den Text sehr konsequent zusammen: auf die Geschichte der
> Jagd Tyrone Slothrops durch das vom Krieg verwüstete Europa, „die
> Zone“, auf der Suche nach dem „Schwarzgerät“, dem Herz und Gehirn der
> A4/V2. Damit erspart er sich das Problem, für Pynchons
> barock-BusterKeatonesken Erzählen eine adäquate Hörspielform finden zu
> müssen. Allerdings handelt er sich dadurch ein anderes Problem ein:
> Pynchons metaphysisches Monster schrumpft auf eine Art „Born to be
> Wild – Easy Rider“-Hippie-Spionage-Roman zusammen.
>
> Gegen die Komplexitätsreduktion des Ursprungtextes ist an sich nichts
> einzuwenden; dass Buhlert andere Priorität setzt als es die
> Pynchon-Fan würde, die diese Rezension schreibt, liegt in der Natur
> der Sache, aber: Buhlert reproduziert einen der ärgerlichsten Aspekte
> der Rezeption(sgeschichte) des Romans (nicht nur) in Deutschland
> –/Gravity’s Rainbow/als affirmativer Entwicklungsroman eines Weißen
> Mannes, der durch allerlei Irrungen und Prüfungen die Wahrheit über
> Politik und Gesellschaft als großen
> Corporate-Verschwörungszusammenhang erfährt. Im Prinzip Wilhelm
> Meister, nur mit deutlich mehr Drogen, Sex und Rock’nRoll (...)
> Besonders unangenehm zeigt sich das in zwei ästhetischen
> Entscheidungen Buhlerts: in der von ihm selbst komponierten und mit
> seinem Ensemble eingespielten Musik und bei der Auswahl der
> Sprecher*innen, hier vor allem die der männlichen Figuren.
>
> Musik spielt im Roman eine zentrale Rolle. Slothrop ist begeisterter
> Mundharmonika- und Ukulele-Spieler; an entscheidenden Stellen des
> Textes brechen die Figuren oder die Erzählinstanz in Songtexte aus,
> die auf bekannte zeitgenössische Melodien zu singen sind; ständig
> werden Schlager, Swing und vor allem Schwarze populäre Musik der Zeit,
> aber auch klassische Musikstücke referenziert. Von all dem kommt im
> Hörspiel fast nichts vor, stattdessen dominiert eine diffuser 70er
> Jahre-JazzRock-Synthesizer-Gitarren-Sound den Hörraum. Was
> möglicherweise als Verfremdungseffekt gedacht war, passt in seiner
> Musikfrickelheros-Seligkeit leider nur zu gut in die
> Weiße-Männlichkeitsromantik der von Buhlert gebotenen Handlung. Die
> sehr konkrete historische Situierung des Romans, die im Zusammenspiel
> mit den mythisch-sagenhaften Elementen des Textes den seltsamen
> Zeitraum „der Zone“ auch für die Leserin erzeugt, verschwindet damit:
> Zweiter Weltkrieg wird zu einer mittels Rauschen und altertümlichen
> Kinoprojektor-Geräuschen aufgerufenen Kulisse. Die Paranoia des
> Romans, die auch die Leserin schnell befällt, bleibt im Hörspiel eher
> Behauptung, denn Erfahrung.
>
> Buhlerts Vorliebe für einen ganz bestimmten Typ deutscher
> Theaterschauspieler-Stimme ist das Äquivalent des Frickel-Sounds auf
> Sprecherseite: Die meisten Männerstimmen sind sich alle viel zu
> ähnlich in der Tonlage und im Sprachduktus. Sehr viel raue, rauchige,
> ausgestellte Körnigkeit und Regie-Theaterdiktion, wodurch die
> problematischen Aspekte der deutschen Übersetzung von Elfriede Jelinek
> und Thomas Piltz forciert werden – zu wenig Flow, zu langsam im
> Rhythmus und zu wenig sprachliche und stilistische Varianz der
> Register. Ob jetzt der Erzähler Frank Pätzold spricht oder der zum
> zweiten Haupterzähler beförderte „Pirate“ Prentice (Felix Goeser), ist
> schon am Anfang der 14 Stunden Hörzeit schwer zu unterscheiden und
> wird nach sieben Stunden nicht einfacher.
>
> Und Bibiana Beglau als Katje Borgesius, in der Hörspielversion die
> weibliche Hauptrolle, ist leider eine Fehlbesetzung: Sie ist stimmlich
> zu alt. Der Projektionscharakter der Figur beziehungsweise ihre
> Fähigkeit, jedem Mann etwas anderes zu sein, bleibt in der
> Inszenierung uneingelöst. Stattdessen scheint Buhlert sich eine
> deutsche Version einer Film Noir-Heldin zusammenbasteln zu wollen.
> Corinna Harfouch als Ex-UFA-Diva und kinderverschlingende Grimm’sche
> Hexe dagegen ist fantastisch. Bedauerlicherweise setzt Buhlert Golo
> Euler, der Tyrone Slothrop mit einer jungen, zwischen Naivität und
> Gerissenheit changierende Stimme als eine Art Parsifal mit
> Can-Do-Attitüde spricht, viel zu selten ein
>
> Überhaupt keine Gedanken scheinen sich Buhlert und sein Team
> rätselhafterweise darüber gemacht zu haben, wie sie die von Pynchon
> akribisch registrierten Unterschiede im Englischen auf Deutsch hörbar
> machen wollen. Dass man sich ständig missversteht, weil man die
> gleiche Sprache spricht, nur anders, ist eines der immer wieder
> variierten Motive des Romans. Von der Funktion der verschiedenen
> englischen Sprachen als sozialer Marker ganz zu schweigen. Davon
> bleibt im Hörspiel nichts. Im Gegenteil: Man hat des Öfteren den
> Eindruck, als wüssten die Sprecher*innen nicht immer, wie man einen
> englischen Namen oder eine Bezeichnung korrekt ausspricht ... +
>
>
> https://www.54books.de/besser-scheitern-das-hoerspiel-gravitys-rainbow/
>
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