GR radio play review

Mark Kohut mark.kohut at gmail.com
Thu Jul 9 10:38:48 UTC 2020


I volunteer Jochen......

On Thu, Jul 9, 2020 at 6:34 AM Kai Frederik Lorentzen <lorentzen at hotmail.de>
wrote:

>
> & also regarding the German translation.
> A new one is needed, the sound doesn't work (anymore).
>
> https://twitter.com/TiniDo/status/1251515430142914560
>
> "Das Grundproblem der ganzen #GravitysRainbow
> <https://twitter.com/hashtag/GravitysRainbow?src=hashtag_click>#DieEndenDerParabel
>
> <https://twitter.com/hashtag/DieEndenDerParabel?src=hashtag_click>Hörspielprojektes
>
> ist die Übersetzung von Elfriede Jelinek, die in 8 von 10 Fällen nicht
> nur haarscharf am Ton des Originals vorbeigeht. Das Buch müsste echt mal
> komplett neu übersetzt werden."
>
>
> Am 27.04.20 um 13:28 schrieb Kai Frederik Lorentzen:
> >
> > Valid criticism. Especially regarding the voices ...
> > -------------------------------------------
> >
> > Christina Dongowski:
> >
> > + ... Buhlert macht aus Pynchons Romanmonster, in dem man
> > vorwarnungslos von der Erörterung der philosophischen Implikationen
> > der Poisson-Verteilung in lustig-obszöne Soldatenlieder zur
> > Sterbeszene einer in Mittelbau Dora für die Wunderwaffe zu Tode
> > gearbeiteten Zwangsarbeiterin getrieben wird, ein „Paranoia-Drug-Sex
> > Road Movie-Hörspiel“. So beschreibt es die Website, die der SWR 2 dem
> > Mammutprojekt eingerichtet hat. Und das trifft es ganz gut: Buhlert
> > streicht den Text sehr konsequent zusammen: auf die Geschichte der
> > Jagd Tyrone Slothrops durch das vom Krieg verwüstete Europa, „die
> > Zone“, auf der Suche nach dem „Schwarzgerät“, dem Herz und Gehirn der
> > A4/V2.  Damit erspart er sich das Problem, für Pynchons
> > barock-BusterKeatonesken Erzählen eine adäquate Hörspielform finden zu
> > müssen. Allerdings handelt er sich dadurch ein anderes Problem ein:
> > Pynchons metaphysisches Monster schrumpft auf eine Art „Born to be
> > Wild – Easy Rider“-Hippie-Spionage-Roman zusammen.
> >
> > Gegen die Komplexitätsreduktion des Ursprungtextes ist an sich nichts
> > einzuwenden; dass Buhlert andere Priorität setzt als es die
> > Pynchon-Fan würde, die diese Rezension schreibt, liegt in der Natur
> > der Sache, aber: Buhlert reproduziert einen der ärgerlichsten Aspekte
> > der Rezeption(sgeschichte) des Romans (nicht nur) in Deutschland
> > –/Gravity’s Rainbow/als affirmativer Entwicklungsroman eines Weißen
> > Mannes, der durch allerlei Irrungen und Prüfungen die Wahrheit über
> > Politik und Gesellschaft als großen
> > Corporate-Verschwörungszusammenhang erfährt. Im Prinzip Wilhelm
> > Meister, nur mit deutlich mehr Drogen, Sex und Rock’nRoll (...)
> > Besonders unangenehm zeigt sich das in zwei ästhetischen
> > Entscheidungen Buhlerts: in der von ihm selbst komponierten und mit
> > seinem Ensemble eingespielten Musik und bei der Auswahl der
> > Sprecher*innen, hier vor allem die der männlichen Figuren.
> >
> > Musik spielt im Roman eine zentrale Rolle. Slothrop ist begeisterter
> > Mundharmonika- und Ukulele-Spieler; an entscheidenden Stellen des
> > Textes brechen die Figuren oder die Erzählinstanz in Songtexte aus,
> > die auf bekannte zeitgenössische Melodien zu singen sind; ständig
> > werden Schlager, Swing und vor allem Schwarze populäre Musik der Zeit,
> > aber auch klassische Musikstücke referenziert. Von all dem kommt im
> > Hörspiel fast nichts vor, stattdessen dominiert eine diffuser 70er
> > Jahre-JazzRock-Synthesizer-Gitarren-Sound den Hörraum. Was
> > möglicherweise als Verfremdungseffekt gedacht war, passt in seiner
> > Musikfrickelheros-Seligkeit leider nur zu gut in die
> > Weiße-Männlichkeitsromantik der von Buhlert gebotenen Handlung. Die
> > sehr konkrete historische Situierung des Romans, die im Zusammenspiel
> > mit den mythisch-sagenhaften Elementen des Textes den seltsamen
> > Zeitraum „der Zone“ auch für die Leserin erzeugt, verschwindet damit:
> > Zweiter Weltkrieg wird zu einer mittels Rauschen und altertümlichen
> > Kinoprojektor-Geräuschen aufgerufenen Kulisse. Die Paranoia des
> > Romans, die auch die Leserin schnell befällt, bleibt im Hörspiel eher
> > Behauptung, denn Erfahrung.
> >
> > Buhlerts Vorliebe für einen ganz bestimmten Typ deutscher
> > Theaterschauspieler-Stimme ist das Äquivalent des Frickel-Sounds auf
> > Sprecherseite: Die meisten Männerstimmen sind sich alle viel zu
> > ähnlich in der Tonlage und im Sprachduktus. Sehr viel raue, rauchige,
> > ausgestellte Körnigkeit und Regie-Theaterdiktion, wodurch die
> > problematischen Aspekte der deutschen Übersetzung von Elfriede Jelinek
> > und Thomas Piltz forciert werden – zu wenig Flow, zu langsam im
> > Rhythmus und zu wenig sprachliche und stilistische Varianz der
> > Register. Ob jetzt der Erzähler Frank Pätzold spricht oder der zum
> > zweiten Haupterzähler beförderte „Pirate“ Prentice (Felix Goeser), ist
> > schon am Anfang der 14 Stunden Hörzeit schwer zu unterscheiden und
> > wird nach sieben Stunden nicht einfacher.
> >
> > Und Bibiana Beglau als Katje Borgesius, in der Hörspielversion die
> > weibliche Hauptrolle, ist leider eine Fehlbesetzung: Sie ist stimmlich
> > zu alt. Der Projektionscharakter der Figur beziehungsweise ihre
> > Fähigkeit, jedem Mann etwas anderes zu sein, bleibt in der
> > Inszenierung uneingelöst. Stattdessen scheint Buhlert sich eine
> > deutsche Version einer Film Noir-Heldin zusammenbasteln zu wollen.
> > Corinna Harfouch als Ex-UFA-Diva und kinderverschlingende Grimm’sche
> > Hexe dagegen ist fantastisch. Bedauerlicherweise setzt Buhlert Golo
> > Euler, der Tyrone Slothrop mit einer jungen, zwischen Naivität und
> > Gerissenheit changierende Stimme als eine Art Parsifal mit
> > Can-Do-Attitüde spricht, viel zu selten ein
> >
> > Überhaupt keine Gedanken scheinen sich Buhlert und sein Team
> > rätselhafterweise darüber gemacht zu haben, wie sie die von Pynchon
> > akribisch registrierten Unterschiede im Englischen auf Deutsch hörbar
> > machen wollen. Dass man sich ständig missversteht, weil man die
> > gleiche Sprache spricht, nur anders, ist eines der immer wieder
> > variierten Motive des Romans. Von der Funktion der verschiedenen
> > englischen Sprachen als sozialer Marker ganz zu schweigen. Davon
> > bleibt im Hörspiel nichts. Im Gegenteil: Man hat des Öfteren den
> > Eindruck, als wüssten die Sprecher*innen nicht immer, wie man einen
> > englischen Namen oder eine Bezeichnung korrekt ausspricht ... +
> >
> >
> > https://www.54books.de/besser-scheitern-das-hoerspiel-gravitys-rainbow/
> >
>
> --
> Pynchon-L: https://waste.org/mailman/listinfo/pynchon-l
>


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