GR radio play review

Jochen Stremmel jstremmel at gmail.com
Thu Jul 9 14:48:07 UTC 2020


Pynchon has good German translators; and Jelinek's translation of GR has
been revised by Thomas Piltz who did a very good job although Jelinek was
not happy with it I heard. Would be interesting to see the different
versions.



Am Do., 9. Juli 2020 um 12:44 Uhr schrieb Kai Frederik Lorentzen <
lorentzen at hotmail.de>:

>
> Robin Detje, who did a great translation of Joshua Cohen's "Book of
> Numbers", says he would do it in case Jelinek is okay with this. Well,
> Robin, whatever opinion Elfriede might have, --- please go for it!
>
> https://twitter.com/robindetje/status/1251544943035928576
>
> Am 09.07.20 um 12:33 schrieb Kai Frederik Lorentzen:
> >
> > & also regarding the German translation.
> > A new one is needed, the sound doesn't work (anymore).
> >
> > https://twitter.com/TiniDo/status/1251515430142914560
> >
> > "Das Grundproblem der ganzen #GravitysRainbow
> > <https://twitter.com/hashtag/GravitysRainbow?src=hashtag_click>#DieEndenDerParabel
>
> > <https://twitter.com/hashtag/DieEndenDerParabel?src=hashtag_click>Hörspielprojektes
>
> > ist die Übersetzung von Elfriede Jelinek, die in 8 von 10 Fällen nicht
> > nur haarscharf am Ton des Originals vorbeigeht. Das Buch müsste echt
> > mal komplett neu übersetzt werden."
> >
> >
> > Am 27.04.20 um 13:28 schrieb Kai Frederik Lorentzen:
> >>
> >> Valid criticism. Especially regarding the voices ...
> >> -------------------------------------------
> >>
> >> Christina Dongowski:
> >>
> >> + ... Buhlert macht aus Pynchons Romanmonster, in dem man
> >> vorwarnungslos von der Erörterung der philosophischen Implikationen
> >> der Poisson-Verteilung in lustig-obszöne Soldatenlieder zur
> >> Sterbeszene einer in Mittelbau Dora für die Wunderwaffe zu Tode
> >> gearbeiteten Zwangsarbeiterin getrieben wird, ein „Paranoia-Drug-Sex
> >> Road Movie-Hörspiel“. So beschreibt es die Website, die der SWR 2 dem
> >> Mammutprojekt eingerichtet hat. Und das trifft es ganz gut: Buhlert
> >> streicht den Text sehr konsequent zusammen: auf die Geschichte der
> >> Jagd Tyrone Slothrops durch das vom Krieg verwüstete Europa, „die
> >> Zone“, auf der Suche nach dem „Schwarzgerät“, dem Herz und Gehirn der
> >> A4/V2.  Damit erspart er sich das Problem, für Pynchons
> >> barock-BusterKeatonesken Erzählen eine adäquate Hörspielform finden
> >> zu müssen. Allerdings handelt er sich dadurch ein anderes Problem
> >> ein: Pynchons metaphysisches Monster schrumpft auf eine Art „Born to
> >> be Wild – Easy Rider“-Hippie-Spionage-Roman zusammen.
> >>
> >> Gegen die Komplexitätsreduktion des Ursprungtextes ist an sich nichts
> >> einzuwenden; dass Buhlert andere Priorität setzt als es die
> >> Pynchon-Fan würde, die diese Rezension schreibt, liegt in der Natur
> >> der Sache, aber: Buhlert reproduziert einen der ärgerlichsten Aspekte
> >> der Rezeption(sgeschichte) des Romans (nicht nur) in Deutschland
> >> –/Gravity’s Rainbow/als affirmativer Entwicklungsroman eines Weißen
> >> Mannes, der durch allerlei Irrungen und Prüfungen die Wahrheit über
> >> Politik und Gesellschaft als großen
> >> Corporate-Verschwörungszusammenhang erfährt. Im Prinzip Wilhelm
> >> Meister, nur mit deutlich mehr Drogen, Sex und Rock’nRoll (...)
> >> Besonders unangenehm zeigt sich das in zwei ästhetischen
> >> Entscheidungen Buhlerts: in der von ihm selbst komponierten und mit
> >> seinem Ensemble eingespielten Musik und bei der Auswahl der
> >> Sprecher*innen, hier vor allem die der männlichen Figuren.
> >>
> >> Musik spielt im Roman eine zentrale Rolle. Slothrop ist begeisterter
> >> Mundharmonika- und Ukulele-Spieler; an entscheidenden Stellen des
> >> Textes brechen die Figuren oder die Erzählinstanz in Songtexte aus,
> >> die auf bekannte zeitgenössische Melodien zu singen sind; ständig
> >> werden Schlager, Swing und vor allem Schwarze populäre Musik der
> >> Zeit, aber auch klassische Musikstücke referenziert. Von all dem
> >> kommt im Hörspiel fast nichts vor, stattdessen dominiert eine
> >> diffuser 70er Jahre-JazzRock-Synthesizer-Gitarren-Sound den Hörraum.
> >> Was möglicherweise als Verfremdungseffekt gedacht war, passt in
> >> seiner Musikfrickelheros-Seligkeit leider nur zu gut in die
> >> Weiße-Männlichkeitsromantik der von Buhlert gebotenen Handlung. Die
> >> sehr konkrete historische Situierung des Romans, die im Zusammenspiel
> >> mit den mythisch-sagenhaften Elementen des Textes den seltsamen
> >> Zeitraum „der Zone“ auch für die Leserin erzeugt, verschwindet damit:
> >> Zweiter Weltkrieg wird zu einer mittels Rauschen und altertümlichen
> >> Kinoprojektor-Geräuschen aufgerufenen Kulisse. Die Paranoia des
> >> Romans, die auch die Leserin schnell befällt, bleibt im Hörspiel eher
> >> Behauptung, denn Erfahrung.
> >>
> >> Buhlerts Vorliebe für einen ganz bestimmten Typ deutscher
> >> Theaterschauspieler-Stimme ist das Äquivalent des Frickel-Sounds auf
> >> Sprecherseite: Die meisten Männerstimmen sind sich alle viel zu
> >> ähnlich in der Tonlage und im Sprachduktus. Sehr viel raue, rauchige,
> >> ausgestellte Körnigkeit und Regie-Theaterdiktion, wodurch die
> >> problematischen Aspekte der deutschen Übersetzung von Elfriede
> >> Jelinek und Thomas Piltz forciert werden – zu wenig Flow, zu langsam
> >> im Rhythmus und zu wenig sprachliche und stilistische Varianz der
> >> Register. Ob jetzt der Erzähler Frank Pätzold spricht oder der zum
> >> zweiten Haupterzähler beförderte „Pirate“ Prentice (Felix Goeser),
> >> ist schon am Anfang der 14 Stunden Hörzeit schwer zu unterscheiden
> >> und wird nach sieben Stunden nicht einfacher.
> >>
> >> Und Bibiana Beglau als Katje Borgesius, in der Hörspielversion die
> >> weibliche Hauptrolle, ist leider eine Fehlbesetzung: Sie ist
> >> stimmlich zu alt. Der Projektionscharakter der Figur beziehungsweise
> >> ihre Fähigkeit, jedem Mann etwas anderes zu sein, bleibt in der
> >> Inszenierung uneingelöst. Stattdessen scheint Buhlert sich eine
> >> deutsche Version einer Film Noir-Heldin zusammenbasteln zu wollen.
> >> Corinna Harfouch als Ex-UFA-Diva und kinderverschlingende Grimm’sche
> >> Hexe dagegen ist fantastisch. Bedauerlicherweise setzt Buhlert Golo
> >> Euler, der Tyrone Slothrop mit einer jungen, zwischen Naivität und
> >> Gerissenheit changierende Stimme als eine Art Parsifal mit
> >> Can-Do-Attitüde spricht, viel zu selten ein
> >>
> >> Überhaupt keine Gedanken scheinen sich Buhlert und sein Team
> >> rätselhafterweise darüber gemacht zu haben, wie sie die von Pynchon
> >> akribisch registrierten Unterschiede im Englischen auf Deutsch hörbar
> >> machen wollen. Dass man sich ständig missversteht, weil man die
> >> gleiche Sprache spricht, nur anders, ist eines der immer wieder
> >> variierten Motive des Romans. Von der Funktion der verschiedenen
> >> englischen Sprachen als sozialer Marker ganz zu schweigen. Davon
> >> bleibt im Hörspiel nichts. Im Gegenteil: Man hat des Öfteren den
> >> Eindruck, als wüssten die Sprecher*innen nicht immer, wie man einen
> >> englischen Namen oder eine Bezeichnung korrekt ausspricht ... +
> >>
> >>
> >> https://www.54books.de/besser-scheitern-das-hoerspiel-gravitys-rainbow/
> >>
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