Byron & Phoebus

Otto ottosell at googlemail.com
Wed Mar 7 09:00:04 CST 2007


Voll auf die Birne

Die Australier haben sie zum Ausglimmen verurteilt, weil sie unseren
Planeten gefährdet. Die Glühbirne wird uns noch sehr fehlen.
(...)
Eine Birne, die nie durchbrennt, ist den Menschen unheimlich. Der
US-Schriftsteller Thomas Pynchon beschreibt das Leben der
unsterblichen Birne Byron auf ein paar Seiten seines Werks "Die Enden
der Parabel" von 1973. Byron leuchtet einfach weiter, während alle
Birnen um sie herum durchbrennen. Deshalb gerät sie ins Visier des
Glühbirnenkartells mit dem Namen Phoebus, das die Brenndauer von
Lampen kontrolliert und Byron einschmelzen will. Byron entkommt und
will alle Birnen der Welt vereinigen gegen das gefährliche Kartell.
Sie scheitert und muss hilflos zusehen, wie das Kartell das Leben
ihrer Genossen verkürzt.

Geraubte Lebenszeit

Ausgedacht ist nur Byron - das Kartell gibt es wirklich. Immer wieder
haben die Lampenhersteller der Glühbirne Lebenszeit geraubt. In
Deutschland brennt ein Glühdraht heute nach rund 1000 Stunden durch.
"Die Lampenhersteller haben sich auf diese Zahl geeignet, um Profit zu
machen", sagt der Kulturwissenschaftler Markus Krajewski. Die Technik
ermögliche es längst, Glühbirnen länger leuchten zu lassen. Immerhin
hält eine chinesische Glühbirne 5000 Stunden durch - das Land trat dem
Kartell nie bei.

Krajewski hat die Vergangenheit der Glühbirne erforscht: Am 24.
Dezember 1924 schlossen sich regionale Glühbirnenkartelle zur
Phoebus-Gesellschaft zusammen, die auf der ganzen Welt Marktanteile,
Preise und Lebensdauer für Glühbirnen festsetzte. Schon ein Jahr
darauf wurde die Brenndauer von 5000 auf 2000 Stunden verringert. Nach
dem Zweiten Weltkrieg durften es nur noch 1000 Stunden sein. Das
Kartell, das die Birne Byron brechen wollte, gab es also tatsächlich,
und manche behaupten, dass es immer noch existiert.
http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/services/nachrichten/ftd/PW/167960.html




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