Reading high literature as an act of resistance in digital times
Erik T. Burns
eburns at gmail.com
Mon Dec 16 20:58:12 UTC 2019
*Reading a book digitally, or listening to a book on tape, just isn't the*
* same thing as READING A BOOK. *
OK, boomer!
As the kids these days say.
While I enjoy reading on paper, I also enjoy reading on screens, my phone,
the back of a cereal box, in the sky, whatevs.
Sometimes I wish I could turn off my incessant need to read!
On Mon, Dec 16, 2019 at 7:57 PM Mark Thibodeau <jerkyleboeuf at gmail.com>
wrote:
> It's always been true for me, and it's STILL true for me.
>
> Reading a book digitally, or listening to a book on tape, just isn't the
> same thing as READING A BOOK.
>
> There's an alchemy to the feel, smell, and balancing heft of a book, to the
> swish of the turning pages, to its shifting weight as you progress through
> it.
>
> Print isn't dead, nor will it ever die.
>
> Jerky
>
> On Mon, Dec 16, 2019 at 8:04 AM Mark Kohut <mark.kohut at gmail.com> wrote:
>
> > "A yearning for tangible experience which enforces concentration is
> > inducing this renaissance of passionate reading."
> >
> > True for me and most like when I was young, hungering for experience.
> >
> >
> > On Mon, Dec 16, 2019 at 7:40 AM Kai Frederik Lorentzen <
> > lorentzen at hotmail.de>
> > wrote:
> >
> > >
> > > According to this article, students, "the best and the most
> passionate",
> > > are re-discovering the reading of difficult novels like "Finnegans
> Wake"
> > or
> > > "Gravity's Rainbow"! As an act of resistance against digitalization &
> its
> > > discontents (like information overload or the constant constraints to
> > judge
> > > & to choose). Focusing the concrete book in its materiality offers a
> > > concrete & sensual experience in a complex setting: "Secular
> > > contemplation". Which implies "l'art pour l'art" instead of
> professional
> > > instrumentalization. Complex literature doesn't force the reader to
> adopt
> > > certain ideological or political positions; the term "resistance" does
> > not
> > > refer here to the - allegedly - 'critical societal function of
> > literature'
> > > but to the immediate experience of the reader who is confronted with a
> > text
> > > which doesn't allow an easy understanding. "The one who reads - and
> not
> > > only casually or to bridge empty moments, but with a focus in terms of
> > > literary tradition - keeps open a sphere of freedom". A yearning for
> > > tangible experience which enforces concentration is inducing this
> > > renaissance of passionate reading. At least the professors - Joao Cezar
> > de
> > > Castro Rocha (Rio de Janeiro) & Hans Ulrich Gumbrecht (Stanford) - have
> > > observed this among their students. Maybe it's true ...
> > >
> > > + ... Mittlerweile jedoch lässt sich in ganz verschiedenen Kontexten
> > > beobachten, wie die besten und leidenschaftlichsten Studenten einer
> neuen
> > > Generation die Literatur wieder für sich entdecken.
> > >
> > > Im Gegensatz zu ihren Dozenten, denen mehr denn je daran liegt, eine
> > > nüchterne «Professionalität» an den Tag zu legen, stilisieren die
> jungen
> > > Lese-Enthusiasten ihr Verhalten, oft sogar ihr Aussehen gerne mit
> > > romantischen Attributen aus der Zeit der Flower-Power und kultivieren
> > eine
> > > Nähe zu den lebendigen Szenen der literarischen Produktion. Dabei
> > > entwickeln sie helle Begeisterung gerade für
> > > jene Werke, welche die Professoren aus dem Horizont möglicher
> > > Lehrgegenstände ausgeschlossen hatten, weil es ihnen nicht gelingen
> > wollte,
> > > deren formale und inhaltliche Komplexität in eindeutige Sinngestalten
> der
> > > moralischen und politischen Bildung überzuführen.
> > >
> > > Das «l’art pour l’art», also die «Literatur um ihrer selbst willen»,
> > steht
> > > so plötzlich wieder im Vordergrund. Und als unerträglich gilt mit einem
> > Mal
> > > jeglicher Ansatz zu ihrer Instrumentalisierung.
> > >
> > > Kein Text wird in diesem Zusammenhang mit intensiverer Bewunderung
> > genannt
> > > als James Joyce’ «Finnegans Wake», wo Wort für Wort die
> > alltagssprachlichen
> > > Konventionen verfremdet und in ein neues, den Leser nicht nur auf den
> > > ersten Blick überwältigendes Idiom umgearbeitet werden. Ungeachtet der
> > > ungestümen Sympathien des Autors für den deutschen Nationalsozialismus
> > > faszinieren ähnlich die Prosarhythmen der Romane von Louis Ferdinand
> > > Céline, deren Handlungsstrukturen sich in der Komplexität ihrer oft
> > > mikroskopischen Beschreibungen verlieren. Oder die Heraufbeschwörung
> des
> > > brasilianischen Inlands in Joao Guimaraes Rosas Epos «Grande Sertao:
> > > Veredas» mittels einer Sprache, deren dialektalen Voraussetzungen
> > > nichtmuttersprachliche Leser kaum genügen können. Und schliesslich auch
> > die
> > > Meisterromane des amerikanischen Autors Thomas Pynchon, vor allem
> > > «Gravity’s Rainbow», wo historische Details und technisches Wissen eine
> > > spannungsvoll undurchdringliche Verbindung eingehen.
> > >
> > > Wohl weil sie mit dem dominierenden Geschmack ihrer je eigenen Zeiten
> > > nicht synchronisiert waren, hat keiner dieser ganz grossen Autoren je
> den
> > > Nobelpreis für Literatur gewonnen. Doch immerhin ehrte das zuständige
> > > Komitee vor wenigen Monaten mit Peter Handkes Arbeit den
> > > Entwicklungsprozess einer literarischen Sprache, die ebenfalls zur
> > > Überforderungstradition der Moderne gehört.
> > >
> > > Für den Versuch, die bestimmende Modalität der fast plötzlich
> vollzogenen
> > > Rückkehr zu Texten mit Literatur-immanenten Ambitionen zu beschreiben,
> > > schlagen wir den Begriff «Widerstand» vor. Er nimmt in diesem Kontext
> > eine
> > > Bedeutung an, die sich gegenüber der einst von Adorno unterstellten
> > > drastisch verschoben hat. «Widerstand» leisten die Texte nun nicht mehr
> > im
> > > Sinn einer kritischen Funktion, die sie in der Gesellschaft erfüllen
> > > sollen; vielmehr bezieht sich das Konzept jetzt auf das unmittelbare
> > > Erleben des Lesers. Wer liest – und zwar nicht nur gelegentlich oder
> zur
> > > Überbrückung leerer Momente, sondern mit einem Fokus im Sinne der
> > > literarischen Tradition –, hält sich einen Freiheitsraum offen, den ihm
> > > niemand streitig machen kann.
> > >
> > > Denn statt die Texte von der vermeintlich höheren Ebene des
> Bewusstseins
> > > aus zu rezipieren und womöglich über sie zu verfügen, steht ihnen der
> > Leser
> > > nun in der einen Wirklichkeit gegenüber, zu der sowohl ihre
> Materialität
> > > als auch sein eigener Körper gehören, und diese Welt der Körper wie der
> > > Textmaterialität ist eine gegenüber ihrem Aussen geschlossene Welt.
> Hier
> > > spürt der Leser den intellektuellen Widerstand der sprachlichen
> > > Einzigartigkeit literarischer Texte (zum Beispiel den Widerstand der
> > > Bedeutungsdimensionen oder der Syntax von Friedrich Hölderlins
> > > «Rheinhymne») gegenüber allen individuellen Aneignungsbemühungen und
> > > zugleich den Widerstand ihrer dreidimensionalen Konkretheit (etwa der
> > > Versformen oder der Rhythmen im Vortrag des Gedichts).
> > >
> > > Am besten beleuchtet die neue Modalität des «Widerstands» von Literatur
> > > wohl der Gebrauch desselben Worts unter Physikern und Spezialisten für
> > > elektrische Systeme. Dort steht es für strukturelle und materielle
> > > Bedingungen, die sich dem Fluss des Stroms entgegensetzen. Mit
> Widerstand
> > > in diesem Sinn als Vorzeichen erscheinen etwa poetische Formen nun als
> > eine
> > > Dimension, die das Verstehen weiter erschwert, statt
> Bedeutungsstrukturen
> > > klärend nachzuvollziehen oder gar zu unterstreichen, wie man mit dem
> > > berühmtem Gymnasiumssatz unterstellte, dass die Formen der Lyrik immer
> > > ihrem Inhalt entsprechen.
> > >
> > > Wie kann man aber erklären, dass ein solches Leser-Erleben permanenter
> > > Bemühung, die kaum je an ein Ziel oder zu einer Lösung gelangt, der
> > > Literatur als Ersatz ihres verlorenen Glanzes eine neue Aura zu geben
> > > vermag? Wir sind überzeugt, dass diese Tendenz mit einer Sehnsucht nach
> > > Gegenständen der Erfahrung zu tun hat, welche Konzentration gleichsam
> > > erzwingt.
> > >
> > > Entstanden ist sie wohl, weil elektronische Technologie in ihren
> > > institutionalisierten Anwendungsformen uns – erstens – mit einer
> > Quantität
> > > des Wissens und der Informationen überschwemmt, die wie eine Bewegung
> > ohne
> > > Anfang und Ende durch unsere Existenzen fliesst. Weder können sich die
> > User
> > > vor der Sturzflut der Informationen schützen, noch vermögen sie, diese
> > > bestimmten Problemen oder Aufgaben zuzuordnen. Und – zweitens –
> > > vervielfältigen elektronische Instrumente unsere subjektiven Handlungs-
> > und
> > > Wahlmöglichkeiten (ob bei der Planung des Wochenendes oder beim Kauf
> von
> > > Büchern), das heisst: Sie verdammen uns zu einer Freiheit und
> > Verpflichtung
> > > des beständigen Urteilens und Entscheidens.
> > >
> > > Diese beiden drastischen Veränderungen im Alltagsleben haben uns mehr
> > denn
> > > je zu reinen Bewusstseinswesen gemacht – und überfordern uns beständig.
> > Als
> > > Unterbrechung oder gar als Alternative bietet sich der neue Widerstand
> > der
> > > Literatur an. Mit intellektueller Komplexität und vor allem mit
> > materieller
> > > Konkretheit erzwingt er tatsächlich Zuwendung. Natürlich ist auch diese
> > > Form konzentrierter Lektüre eine Form der Überforderung, doch eine Form
> > der
> > > Überforderung, welche Aufmerksamkeit vor allem über die Sinne anzieht
> und
> > > steigert, statt zu einem Selbstverlust in ausschliesslicher
> > > Bewusstseinsexistenz zu führen ... +
> > >
> > >
> > >
> >
> https://www.nzz.ch/feuilleton/lesen-als-akt-des-widerstands-die-neue-aura-der-literatur-ld.1527479
> > >
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> > > Pynchon-L: https://waste.org/mailman/listinfo/pynchon-l
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