Reading high literature as an act of resistance in digital times

Mark Thibodeau jerkyleboeuf at gmail.com
Mon Dec 16 21:51:43 UTC 2019


I'm a Generation X'er, not a Boomer, and I think more Millennials (and
whatever they're calling the generation that came after them) are not only
forsaking digital for analog, they're also seeing it as an advance, rather
than a retreat.

And anyway, I also read digital books and listen to audiobooks. It's just
that I don't enjoy those as much.

In fact... I've even put together a few (what I call) "concordances" for
certain books (Season of the Witch or How the Occult Saved Rock and Roll,
In the Dust of This Planet... a couple more that I can't think of at the
moment), which I've shared here, that I hope act as a mild enhancement, or
at least as a multimedia addendum, to the primary works involved.

In fact, I'm preparing one now for Gary Lachman's Dark Star Rising: Magick
and Power in the Age of Trump!

If anyone's interested, let me know and I'll send you the link once I
finish and upload it!

Cheers!
yer old pal Jerky

On Mon, Dec 16, 2019 at 3:58 PM Erik T. Burns <eburns at gmail.com> wrote:

>
> *Reading a book digitally, or listening to a book on tape, just isn't the*
>
> * same thing as READING A BOOK. *
>
> OK, boomer!
>
> As the kids these days say.
>
> While I enjoy reading on paper, I also enjoy reading on screens, my phone,
> the back of a cereal box, in the sky, whatevs.
>
> Sometimes I wish I could turn off my incessant need to read!
>
>
> On Mon, Dec 16, 2019 at 7:57 PM Mark Thibodeau <jerkyleboeuf at gmail.com>
> wrote:
>
>> It's always been true for me, and it's STILL true for me.
>>
>> Reading a book digitally, or listening to a book on tape, just isn't the
>> same thing as READING A BOOK.
>>
>> There's an alchemy to the feel, smell, and balancing heft of a book, to
>> the
>> swish of the turning pages, to its shifting weight as you progress through
>> it.
>>
>> Print isn't dead, nor will it ever die.
>>
>> Jerky
>>
>> On Mon, Dec 16, 2019 at 8:04 AM Mark Kohut <mark.kohut at gmail.com> wrote:
>>
>> > "A yearning for tangible experience which enforces concentration is
>> > inducing this renaissance of passionate reading."
>> >
>> > True for me and most like when I was young, hungering for experience.
>> >
>> >
>> > On Mon, Dec 16, 2019 at 7:40 AM Kai Frederik Lorentzen <
>> > lorentzen at hotmail.de>
>> > wrote:
>> >
>> > >
>> > > According to this article, students, "the best and the most
>> passionate",
>> > > are re-discovering the reading of difficult novels like "Finnegans
>> Wake"
>> > or
>> > > "Gravity's Rainbow"! As an act of resistance against digitalization &
>> its
>> > > discontents (like information overload or the constant constraints to
>> > judge
>> > > & to choose). Focusing the concrete book in its materiality offers a
>> > > concrete & sensual experience in a complex setting: "Secular
>> > > contemplation". Which implies "l'art pour l'art" instead of
>> professional
>> > > instrumentalization. Complex literature doesn't force the reader to
>> adopt
>> > > certain ideological or political positions; the term "resistance" does
>> > not
>> > > refer here to the - allegedly - 'critical societal function of
>> > literature'
>> > > but to the immediate experience of the reader who is confronted with a
>> > text
>> > > which doesn't allow an easy understanding. "The one who reads  - and
>> not
>> > > only casually or to bridge empty moments, but with a focus in terms of
>> > > literary tradition - keeps open a sphere of freedom". A yearning for
>> > > tangible experience which enforces concentration is inducing this
>> > > renaissance of passionate reading. At least the professors - Joao
>> Cezar
>> > de
>> > > Castro Rocha (Rio de Janeiro) & Hans Ulrich Gumbrecht (Stanford) -
>> have
>> > > observed this among their students. Maybe it's true ...
>> > >
>> > > + ... Mittlerweile jedoch lässt sich in ganz verschiedenen Kontexten
>> > > beobachten, wie die besten und leidenschaftlichsten Studenten einer
>> neuen
>> > > Generation die Literatur wieder für sich entdecken.
>> > >
>> > > Im Gegensatz zu ihren Dozenten, denen mehr denn je daran liegt, eine
>> > > nüchterne «Professionalität» an den Tag zu legen, stilisieren die
>> jungen
>> > > Lese-Enthusiasten ihr Verhalten, oft sogar ihr Aussehen gerne mit
>> > > romantischen Attributen aus der Zeit der Flower-Power und kultivieren
>> > eine
>> > > Nähe zu den lebendigen Szenen der literarischen Produktion. Dabei
>> > > entwickeln sie helle Begeisterung gerade für
>> > > jene Werke, welche die Professoren aus dem Horizont möglicher
>> > > Lehrgegenstände ausgeschlossen hatten, weil es ihnen nicht gelingen
>> > wollte,
>> > > deren formale und inhaltliche Komplexität in eindeutige Sinngestalten
>> der
>> > > moralischen und politischen Bildung überzuführen.
>> > >
>> > > Das «l’art pour l’art», also die «Literatur um ihrer selbst willen»,
>> > steht
>> > > so plötzlich wieder im Vordergrund. Und als unerträglich gilt mit
>> einem
>> > Mal
>> > > jeglicher Ansatz zu ihrer Instrumentalisierung.
>> > >
>> > > Kein Text wird in diesem Zusammenhang mit intensiverer Bewunderung
>> > genannt
>> > > als James Joyce’ «Finnegans Wake», wo Wort für Wort die
>> > alltagssprachlichen
>> > > Konventionen verfremdet und in ein neues, den Leser nicht nur auf den
>> > > ersten Blick überwältigendes Idiom umgearbeitet werden. Ungeachtet der
>> > > ungestümen Sympathien des Autors für den deutschen Nationalsozialismus
>> > > faszinieren ähnlich die Prosarhythmen der Romane von Louis Ferdinand
>> > > Céline, deren Handlungsstrukturen sich in der Komplexität ihrer oft
>> > > mikroskopischen Beschreibungen verlieren. Oder die Heraufbeschwörung
>> des
>> > > brasilianischen Inlands in Joao Guimaraes Rosas Epos «Grande Sertao:
>> > > Veredas» mittels einer Sprache, deren dialektalen Voraussetzungen
>> > > nichtmuttersprachliche Leser kaum genügen können. Und schliesslich
>> auch
>> > die
>> > > Meisterromane des amerikanischen Autors Thomas Pynchon, vor allem
>> > > «Gravity’s Rainbow», wo historische Details und technisches Wissen
>> eine
>> > > spannungsvoll undurchdringliche Verbindung eingehen.
>> > >
>> > > Wohl weil sie mit dem dominierenden Geschmack ihrer je eigenen Zeiten
>> > > nicht synchronisiert waren, hat keiner dieser ganz grossen Autoren je
>> den
>> > > Nobelpreis für Literatur gewonnen. Doch immerhin ehrte das zuständige
>> > > Komitee vor wenigen Monaten mit Peter Handkes Arbeit den
>> > > Entwicklungsprozess einer literarischen Sprache, die ebenfalls zur
>> > > Überforderungstradition der Moderne gehört.
>> > >
>> > > Für den Versuch, die bestimmende Modalität der fast plötzlich
>> vollzogenen
>> > > Rückkehr zu Texten mit Literatur-immanenten Ambitionen zu beschreiben,
>> > > schlagen wir den Begriff «Widerstand» vor. Er nimmt in diesem Kontext
>> > eine
>> > > Bedeutung an, die sich gegenüber der einst von Adorno unterstellten
>> > > drastisch verschoben hat. «Widerstand» leisten die Texte nun nicht
>> mehr
>> > im
>> > > Sinn einer kritischen Funktion, die sie in der Gesellschaft erfüllen
>> > > sollen; vielmehr bezieht sich das Konzept jetzt auf das unmittelbare
>> > > Erleben des Lesers. Wer liest – und zwar nicht nur gelegentlich oder
>> zur
>> > > Überbrückung leerer Momente, sondern mit einem Fokus im Sinne der
>> > > literarischen Tradition –, hält sich einen Freiheitsraum offen, den
>> ihm
>> > > niemand streitig machen kann.
>> > >
>> > > Denn statt die Texte von der vermeintlich höheren Ebene des
>> Bewusstseins
>> > > aus zu rezipieren und womöglich über sie zu verfügen, steht ihnen der
>> > Leser
>> > > nun in der einen Wirklichkeit gegenüber, zu der sowohl ihre
>> Materialität
>> > > als auch sein eigener Körper gehören, und diese Welt der Körper wie
>> der
>> > > Textmaterialität ist eine gegenüber ihrem Aussen geschlossene Welt.
>> Hier
>> > > spürt der Leser den intellektuellen Widerstand der sprachlichen
>> > > Einzigartigkeit literarischer Texte (zum Beispiel den Widerstand der
>> > > Bedeutungsdimensionen oder der Syntax von Friedrich Hölderlins
>> > > «Rheinhymne») gegenüber allen individuellen Aneignungsbemühungen und
>> > > zugleich den Widerstand ihrer dreidimensionalen Konkretheit (etwa der
>> > > Versformen oder der Rhythmen im Vortrag des Gedichts).
>> > >
>> > > Am besten beleuchtet die neue Modalität des «Widerstands» von
>> Literatur
>> > > wohl der Gebrauch desselben Worts unter Physikern und Spezialisten für
>> > > elektrische Systeme. Dort steht es für strukturelle und materielle
>> > > Bedingungen, die sich dem Fluss des Stroms entgegensetzen. Mit
>> Widerstand
>> > > in diesem Sinn als Vorzeichen erscheinen etwa poetische Formen nun als
>> > eine
>> > > Dimension, die das Verstehen weiter erschwert, statt
>> Bedeutungsstrukturen
>> > > klärend nachzuvollziehen oder gar zu unterstreichen, wie man mit dem
>> > > berühmtem Gymnasiumssatz unterstellte, dass die Formen der Lyrik immer
>> > > ihrem Inhalt entsprechen.
>> > >
>> > > Wie kann man aber erklären, dass ein solches Leser-Erleben permanenter
>> > > Bemühung, die kaum je an ein Ziel oder zu einer Lösung gelangt, der
>> > > Literatur als Ersatz ihres verlorenen Glanzes eine neue Aura zu geben
>> > > vermag? Wir sind überzeugt, dass diese Tendenz mit einer Sehnsucht
>> nach
>> > > Gegenständen der Erfahrung zu tun hat, welche Konzentration gleichsam
>> > > erzwingt.
>> > >
>> > > Entstanden ist sie wohl, weil elektronische Technologie in ihren
>> > > institutionalisierten Anwendungsformen uns – erstens – mit einer
>> > Quantität
>> > > des Wissens und der Informationen überschwemmt, die wie eine Bewegung
>> > ohne
>> > > Anfang und Ende durch unsere Existenzen fliesst. Weder können sich die
>> > User
>> > > vor der Sturzflut der Informationen schützen, noch vermögen sie, diese
>> > > bestimmten Problemen oder Aufgaben zuzuordnen. Und – zweitens –
>> > > vervielfältigen elektronische Instrumente unsere subjektiven
>> Handlungs-
>> > und
>> > > Wahlmöglichkeiten (ob bei der Planung des Wochenendes oder beim Kauf
>> von
>> > > Büchern), das heisst: Sie verdammen uns zu einer Freiheit und
>> > Verpflichtung
>> > > des beständigen Urteilens und Entscheidens.
>> > >
>> > > Diese beiden drastischen Veränderungen im Alltagsleben haben uns mehr
>> > denn
>> > > je zu reinen Bewusstseinswesen gemacht – und überfordern uns
>> beständig.
>> > Als
>> > > Unterbrechung oder gar als Alternative bietet sich der neue Widerstand
>> > der
>> > > Literatur an. Mit intellektueller Komplexität und vor allem mit
>> > materieller
>> > > Konkretheit erzwingt er tatsächlich Zuwendung. Natürlich ist auch
>> diese
>> > > Form konzentrierter Lektüre eine Form der Überforderung, doch eine
>> Form
>> > der
>> > > Überforderung, welche Aufmerksamkeit vor allem über die Sinne anzieht
>> und
>> > > steigert, statt zu einem Selbstverlust in ausschliesslicher
>> > > Bewusstseinsexistenz zu führen ... +
>> > >
>> > >
>> > >
>> >
>> https://www.nzz.ch/feuilleton/lesen-als-akt-des-widerstands-die-neue-aura-der-literatur-ld.1527479
>> > >
>> > > --
>> > > Pynchon-L: https://waste.org/mailman/listinfo/pynchon-l
>> > >
>> > --
>> > Pynchon-L: https://waste.org/mailman/listinfo/pynchon-l
>> >
>> --
>> Pynchon-L: https://waste.org/mailman/listinfo/pynchon-l
>>
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